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Bedauerlicherweise gibt es auf Erden mehr Köpfe, die mit Hass erfüllt sind als solche, die politische Fantasie  enthalten – sonst könnte man jeden Konflikt, bei dessen Austragung es knallt und raucht – durch eine geniale gewaltfreie Lösung ersetzen. Die internationale Gemeinschaft kommt auch nicht auf die Idee, kluge und einfallsreiche Vermittler zwischen  hoffnungslos zerstrittenen Streithähnen einzusetzen, um Kriege abzuwenden. In der Familie des kantigen Donald Trump scheint seine Tochter Ivanka die Löwenbändigerin mit der sanften Stimme zu sein, die sich auf dem politischen Parkett bestens bewährt, wie ihr Besuch in Berlin gezeigt hat. Die könnte man auch an anderer Stelle einsetzen. Bevor Donald Trump und Kim Yong Un sich mit einem Hagel von Atomraketen überziehen – und nebenbei auch die dazugehörigen Nationen – sollte man es doch einmal mit Psychologie versuchen. Die Ursache der mit Hass vermischten Unruhe in Kim Yong Uns Seele ist ganz offenkundig das Gefühl, auf der internationalen politischen Bühne nicht für voll genommen zu werden. Die Mächtigen auf dieser Welt sollten es erkennen und sich etwas Kostengünstigeres einfallen lassen als einen Atomkrieg gegen oder mit Kim. Vorschlag: Donald Trump möge den gutgelaunten Mächtigen spielen und Kim Yong Un zu einem Staatsbesuch nach Washington einladen. Programm: Erstens: Empfang auf dem Flughafen in Washington nicht durch den Präsidenten selbst, sondern durch Ivanka Trump, die den Verkniffenen erst einmal eine Stunde in der VIP – Lounge des Flughafens bearbeitet, seine verletzte und verschlossene Seele öffnet und ihn anschließend zum Weißen Haus begleitet, wo er von Präsident Trump mit einem strahlenden  Lächeln empfangen wird. Zweitens. Staatsbankett. Kim Yong Un wird zwischen Lady Melanie und dem Präsidenten platziert. Drittens: Gemeinsamer Flug nach Mar-a-Lago, gemeinsames Wochenende, Gespräch über eine Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea. Viertens: Rückflug Kim Yong Uns nach Washington, begleitet von Ivanka Trump. Fünftens: Rückflug nach Pyongyang. Weshalb fällt den Mächtigen der Welt nichts Besseres ein, als sich zähnefletschend die Übersendung von Atomraketen anzubieten? Die halbe Welt in Gestalt des gesamten Pazifik liegt zwischen Nordkorea und den USA. Die beiden Staaten haben nicht einmal eine gemeinsame Grenze, über deren Verlauf sie streiten könnten. Der Mangel an politischer Fantasie ist der Fluch der Welt. Möge ein erleuchtetes Gehirn  unter den Lesern dieses Leserbriefes Zugang zum amerikanischen Präsidenten haben und ihm die  oben beschriebene Idee überbringen. Ihre Umsetzung ist billiger als ein Atomkrieg. Donald Trump würde der Welt plötzlich in einem helleren Licht erscheinen. Der Leser kann einen solchen Leserbrief als unrealistische Träumerei verspotten, aber die Alternative zu einer originellen Lösung ist der alles vernichtende große Knall, auf den zurzeit alles zuzusteuern scheint. Im Angesicht der näher rückenden Katastrophe klingt der Satz wie Hohn, der 1945 in die Charta der Vereinten Nationen geschrieben wurde:       Wir, die Völker der Vereinten Nationen, sind fest entschlossen, künftige Generationen  vor der Geißel des Krieges zu bewahren. Der Schreiber dieses Leserbriefes fragt die Welt: wo ist die feste Entschlossenheit geblieben?

 

Otfried Schrot

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