Die USA haben, bevor sie Saddam Hussein ausgelöscht haben, dessen Vokabular übernommen und aus der von Saddam Hussein geprägten Bezeichnung „Die Mutter aller Schlachten“ nunmehr den Begriff „die Mutter aller Bomben“ übernommen und die mit diesem Namen ausgestattete größte nicht – nukleare Bombe über Afghanistan abgeworfen. Es ist schon eine moralische Geschmacklosigkeit, den Begriff der das Leben spendenden „Mutter“ mit den Begriffen „Schlacht“ und „Bombe“ in Verbindung zu bringen. Die Begriffswahl lässt darauf schließen, dass kein großer Unterschied besteht zwischen der politischen Moral des gehängten Saddam Hussein und derjenigen der Führung der USA. Den Leserbriefschreiber beschäftigt die Frage, welche völlig überflüssigen Zerstörungen mit dieser Bombe, die eine ungeheure Flächenwirkung haben soll, angerichtet worden sind, wie viele unschuldige Familien bei der Einnahme ihrer Mahlzeit ausgelöscht wurden und wie viele Überlebende, die ihre Angehörigen verloren haben, durch das Erlebnis und den erlittenen Verlust in das Lager der Taliban oder des Islamischen Staates hinübergewechselt sind und damit zu Feinden der USA geworden sind. Der Leserbriefscheiber sieht sich durch den Abwurf dieser Superbombe in seiner Überzeugung bestätigt, dass die USA sich eine Welt ohne Krieg nicht vorstellen können – zur grenzenlosen Befriedigung der Rüstungsindustrie! Der Glaube an die Gewalt als Mittel zur Erreichung politischer Ziele zieht sich wie ein roter Faden durch die 225 – Jährige Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, angefangen mit der Ausrottung der Indianer. Der Leserbriefschreiber fragt sich, ob jemals ein amerikanischer Vier-Sterne-General vor den 260 000 Soldatengräbern auf dem Friedhof von Arlington gestanden hat und sich gefragt hat, ob in der Geschichte der Vereinigten Staaten alles richtig gemacht worden ist. Der Leserbriefschreiber ist nicht frei von der Besorgnis, dass, wenn die USA weiterhin den von zahllosen Kriegen umgepflügten Orient mit der „Mutter aller Bomben“ beglücken, eines Tages „die Mutter des Hasses“ einen weiteren 11. September auf amerikanischem Boden erzeugen wird. Der amerikanische Präsident, der das Fingerspitzengefühl hat, im Namen der USA mit dem Orient Frieden zu schließen, ist noch nicht geboren. Er müsste eine Eigenschaft haben, die den meisten Männern und Frauen in der amerikanischen Führung fremd zu sein scheint: Erbarmen! Otfried Schrot