Die Entwicklung eines Menschen zum Terroristen beginnt mit einer Verletzung, einer Enttäuschung oder einer Infektion mit dem Hass – Virus in einer mit Problemen, Konflikten oder anderen Mängeln behafteten Umwelt. Um dem Problem des Terrorismus beizukommen, ist eine Vorbeugung oder eine Früherkennung erforderlich. Wenn die Polizei erst auf die Jagd nach „Gefährdern“ (neues Wort in der deutschen Sprache) geht, ist es bereits zu spät. Für Prävention und Früherkennung ist aber niemand zuständig. Jede Regierung der Welt hält sich ein Kriegsministerium oder ein Verteidigungsministerium. Nach einem Friedensministerium aber sucht man vergeblich. Das wäre es aber. Wir brauchen Friedensministerien zur Früherkennung von Spannungen und Konflikten in der Gesellschaft und ihrer Behebung durch ausgebildete Moderatoren, die Angestellte eines solchen Friedensministeriums sind. Ganz dringend brauchen wir solche Moderatoren zur Behebung des Dauerkonfliktes zwischen „Gläubigen“ und „Ungläubigen“ wie zwischen Sunniten und Schiiten, die sich im Namen des barmherzigen Allah höchst unbarmherzig gegenseitig abschlachten. Aufgabe eines solchen Friedensministeriums muss es auch sein, die „Alleingelassenen“, „Zurückgebliebenen“ und „Abgehängten“ in der Gesellschaft systematisch aufzuspüren und ihnen beizustehen. Das hier vorgeschlagene System kann sicher das Heranwachsen von „einsamen Wölfen“ zu Terroristen nicht vollständig ausschließen, es kann aber einer solchen Entwicklung weitgehend den Nährboden entziehen. Von der Aufgabenbeschreibung her kann man ein Friedenministerium auch als Barmherzigkeitsministerium bezeichnen. Das Problem ist nur, dass man mit Barmherzigkeit kein Geld verdienen kann, während man mit der Produktion von Waffen zum Millionär wird. Deshalb wird nur ein sehr human denkender Regierungschef, der nicht gleichzeitig Großaktionär der Rüstungsindustrie ist, ein Friedensministerium einrichten. Aber genau an diesem Punkte beginnt der Kampf gegen den Terror. Wenn die Polizei erst auf Terroristenjagd geht, ist es zu spät! Otfried Schrot
London
- von Otfried Schrot
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