Politischer Aschermittwoch in Deutschland – die Kandidaten laufen bei ihrer Selbstdarstellung zu immer größerer Form auf. Lauter Rad schlagende Puter und balzende Birkhähne. Zu einem Thema aber schweigen sich alle aus, als ob sie sich miteinander verabredet hätten: Deutschland gehört zu den größten Rüstungsexporteuren der Welt. Man hat bis jetzt noch nichts davon gehört, dass Deutschlands Waffenexporte in Militärmuseen in aller Welt landen, wo sie von Eintritt zahlenden Besuchern bestaunt werden. Also müssen Deutschlands Waffenexporte wohl woanders landen, zum Beispiel auf den großen und kleinen Schlachtfeldern der Welt, wo die Waffen aus deutscher Qualitätsarbeit Tote und Verwundete produzieren – und Flüchtlingsströme! Und die haben mit dem Wahlkampf etwas zu tun. Frauke Petry, Sie erscheinen mir nicht nur als eine der hübschesten, sondern auch geistig brillantesten deutschen Politikerinnen. Ich bitte Sie, folgendes zu tun: versammeln Sie doch alle, die die in Deutschland eingetroffenen Flüchtlinge am liebsten „durch den Fleischwolf“ drehen möchten, in der TUI – Arena in Hannover (die ist für die vielen Flüchtlingshasser groß genug)und erklären Sie ihnen den Zusammenhang zwischen Rüstungsexporten und Flüchtlingsimporten. Deutschland ist natürlich nicht der einzige Schuldige. Ein halbes Dutzend anderer Staaten gehört auch auf die Anklagebank. Nachdem Sie Ihren Zuhörern klar gemacht haben, wer die wahren Schuldigen sind, nehmen Sie sich einer zweiten Aufgabe an: trommeln Sie mit Genehmigung der Bundeskanzlerin die Chefs der deutschen Rüstungsindustrie, den obersten aller Bayern, Horst Seehofer, den aufsteigenden Stern Martin Schulz, den deutschen Entwicklungshilfeminister, den deutschen Finanzminister und einen Vertreter der UNO – Flüchtlingshilfe im Bundeskanzleramt zusammen und erörtern Sie mit den Anwesenden die folgende Frage: wie können wir die Fließbänder der deutschen Rüstungsindustrie so umrüsten, notfalls auch mit finanzieller Unterstützung des Staates, dass deren Produkte der Menschheit künftig nicht länger zum Fluch, sondern zum Segen gereichen? Wenn Sie diese Frage aufwerfen, liebe Frau Petry, dann werden 900 Millionen Hungernde in aller Welt und 60 Millionen Flüchtlinge in aller Welt erwartungsvoll und hoffnungsfroh die Ohren spitzen – und die Kanzlerin wird sich darüber ärgern, dass Sie ihr ein glänzende Idee weggenommen haben. Ich bezweifele nicht, dass Sie diese Konferenz im Sinne der Leidenden auf dieser Welt zu einem guten Ende führen werden. Dann machen Sie sich an die dritte Aufgabe: Sie fliegen zu Donald Trump und machen ihm klar, dass er mit dem wahnsinnigen Rüstungsbudget der USA der nächsten Jahre, welches ihm vorschwebt, sämtliche Kriegsursachen ohne einen einzigen Schuss aus der Welt schaffen kann und alle seine GI´s wieder heil nach Hause kommen können. Anschließend fliegen Sie mit Donald Trump nach Oslo und nehmen zusammen mit ihm den Friedensnobelpreis entgegen. Das Mondgesicht wird strahlen. Endlich hat er mit Obama gleichgezogen. Ist das keine Perspektive, Frau Petry? Es gäbe nur ein Problem: Melanie könnte eifersüchtig werden. Otfried Schrot