Die Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei ziehen sich schon eine Ewigkeit hin, nachdrücklich gefördert von den USA, die am Beitritt des „Ostpfeilers der NATO“, der Türkei, immer lebhaft interessiert waren, obwohl zum gegenwärtigen Zeitpunkt in Anbetracht des intimen Verhältnisses zwischen Putin und Erdogan von der Türkei als „Ostpfeiler der NATO“ keine Rede mehr sein kann. Die EU hat sich während der Beitrittsverhandlungen über ein wesentliches Hindernis für einen EU – Beitritt der Türkei mit geschlossenen Augen hinweggesetzt, den von der Türkei unterdrückten Freiheitskampf der Kurden, denen bereits nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs im Vertrag von Sèvres am 10. August 1920 ein eigenes Territorium in Aussicht gestellt worden war. Stattdessen hat die EU bequemerweise – vor den USA „kuschend“ – die türkische Lesart von der „verbotenen Arbeiterpartei PKK“ als Terroristen übernommen. Kommentar des Leserbriefschreibers: wenn der Freiheitskampf der Kurden gegen die Türken Terror ist, dann war der Freiheitskampf der Deutschen gegen Napoleon auch Terror. Erschwerend komm hinzu, dass türkische Streitkräfte immer wieder militärische Exkursionen auf irakisches Gebiet unternehmen, um Strafexpeditionen gegen die dort ansässigen Kurden zu veranstalten, was regelmäßige Proteste der irakischen Regierung in Bagdad zur Folge hat. Es kann nicht erwartet werden, dass die Türkei als EU – Mitglied auf solche Eigenmächtigkeiten verzichten wird, so dass die Europäische Außenbeauftragte ständig Reisen nach Bagdad unternehmen müsste, um sich für das eigenmächtige Vorgehen des EU – Mitgliedes Türkei im Irak namens der Europäischen Union zu entschuldigen. Frage an das Europäische Parlament: wollen Sie das? Wenn nicht, dann fordern Sie Herrn Erdogan auf, eine Kehrtwende von 180 Grad in seiner Innenpolitik zu machen und den Kurden mit finanzieller Unterstützung der türkischen Regierung einen eigenen Staat zur Verfügung zu stellen, wie die internationale Politik es dem geplagten Volk schon vor 95 Jahren verspochen hat. Bis dahin sollten die Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei „auf Eis liegen“! Meinung des Leserbriefschreibers: es wird höchste Zeit, dass wir sowohl auf NATO – Osterweiterungen als auch auf EU – Osterweiterungen verzichten, bevor wir mit diesem Unsinn die ganze Welt in Brand stecken. Otfried Schrot
Erdogan und die europäische Schlappschwänzigkeit
- von Otfried Schrot
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