Die derzeitige öffentliche Debatte über den Begriff „Satire“ ist Anlass zu der nachfolgenden Stellungnahme gewesen: der Leserbriefschreiber vertritt die Ansicht, dass jeder Mensch Mitverantwortung trägt für die Aufrechterhaltung einer einigermaßen friedlichen Weltordnung: Wir sind uns darüber einig, dass die falschen Worte zur falschen Zeit an einem falschen Orte an die falsche Adresse einen Krieg auslösen können – oder zumindest eine handfeste Prügelei. Übertragen auf die internationale politische Bühne kann eine „verbale Eskalation“, in der „ein Wort das andere gibt“ in Zeiten internationaler Spannungen sehr wohl zu einer militärischen Konfrontation zwischen verschiedenen Staaten führen. Wir können uns keine Situation erlauben, in der ein „dahergelaufener Narr“ mit unbedachten Worten zu einem völlig ungeeigneten Zeitpunkt einen Funkenflug auslöst, der zum „großen Knall“ führt. Aus diesem Grunde rät der Leserbriefschreiber davon ab, die Strafbarkeit der Beleidigung ausländischer Staatsoberhäupter abzuschaffen. Die Freiheit der Zunge ist nicht alles. Sie funktioniert nur, wenn man damit umgehen kann wie der Autofahrer mit seinem Auto. Um nicht nur im eigenen, sondern auch im Interesse seiner Mitmenschen zu vermeiden, dass er „einen Unfall baut“, muss er vor Antritt seiner ersten Fahrt einen Führerschein machen. Genau so sollte es auch einen „Führerschein für die menschliche Zunge geben“, damit nicht ständig „verbale Verkehrsunfälle“ zwischen den Menschen passieren. Mit Freiheitsberaubung hat das nichts zu tun, eher mit der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit. Im Übrigen sollten die Anhänger der Satire bedenken, dass es einen Grenzbereich gibt, in dem die geistreiche Satire in gewöhnliche, geistlose Obszönität übergeht. Otfried Schrot
Die Beleidigung ausländischer Staatsoberhäupter und die Verantwortung des Weltbürgers
- von Otfried Schrot
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