Der Leserbriefschreiber macht sich als ehemaliger Berufsoffizier der Bundeswehr nach 36 Dienstjahren seine eigenen Gedanken über Krieg und Frieden im Allgemeinen – und in diesem Falle über den Bundeswehreinsatz in Afrika im Besonderen. Da gab es einmal eine Zeit, als der Warschauer Pakt zusammenbrach und Deutschland wiedervereinigt wurde, als wir plötzlich entdeckten, dass wir nur noch von Freunden umgeben waren, was es in der deutschen Geschichte noch nie gegeben hatte. Wir hofften auf eine Friedensdividende, eine wesentliche Verringerung der Rüstungsausgaben. Was ist heute daraus geworden? Deutsche Soldaten befinden sich an mehr Orten in der Welt im Einsatz als zu der Zeit, als das Kaiserreich noch über deutsche Kolonien verfügte. Weshalb? Als in einer Fernsehsendung über den Bundeswehreinsatz in Mali die Berichterstatterin andeutete, der Krieg in Afrika könne möglicherweise Jahrzehnte dauern, klingelten beim Leserbriefschreiber sämtliche Alarmglocken. Woher wusste sie das? Soll das deutsche Volk auf einen jahrzehntelangen Einsatz seiner Soldaten in aller Welt eingeschworen werden? Ich gebe der Hoffnung Ausdruck, dass die Bundesministerin der Verteidigung mit einer für das ganze deutsche Volk transparenten Entscheidungstechnik die Auslandseinsätze der Bundeswehr leitet. Dazu gehört, dass sie ihren militärischen Nachrichtendiensten die folgenden beiden Aufträge erteilt:
1. Stellen Sie fest, welche feindlichen Streitkräfte der Bundeswehr gegenüberstehen!
2. Stellen Sie fest, wer diese feindlichen Streitkräfte mit Waffen ausrüstet!
3. Bitten Sie die Bundeskanzlerin, mit der Unterstützung der ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates eine Konferenz aller ermittelten Lieferanten von Waffen an die feindlichen Streitkräfte, die den Bundeswehrverbänden gegenüberstehen, einzuberufen!
4.Fordern Sie auf dieser Konferenz eine Einstellung aller Waffenlieferungen!
5. Ziehen Sie im Weigerungsfalle alle deutschen Soldaten aus Afrika wieder ab!
Vor längerer Zeit äußerte ein amerikanischer General vor Fernsehkameras, der Krieg gegen den Islamischen Staat könne Jahre dauern. Damals klingelten beim Leserbriefschreiber zum ersten Mal die Alarmglocken. Woher wusste er das? Den Leserbriefschreiber beschäftigt ein – mit seinen Mitteln und Möglichkeiten unbeweisbarer – Verdacht: nämlich der, dass die Rüstungsfirmen auf dem ganzen Planeten über eine Briefkastenfirma in der Karibik oder im Pazifik miteinander kooperieren und die „Fütterung von Kriegen“ mit Hilfe willfähriger Politiker verabreden. (Belieferst du deinen Feind - beliefere ich meinen Feind. Dann können die beiden aufeinander losschlagen und wir beiden verdienen gut an dem Geschäft!). Der Leserbriefschreiber betrachtet sich auch in seiner Rolle als Pensionär nicht nur als Kamerad aller aktiven Soldaten der Bundeswehr, sondern auch derjenigen aller anderen Nationen der Welt. Er hat eine Menge dagegen einzuwenden, dass junge Männer, die kaum etwas vom Leben gehabt haben, in Kriegen geopfert werden, die letzten Endes nur den Aktionären der Rüstungsindustrie nützen. Auch von der ständigen Ausweitung der Bundeswehreinsätze profitiert an erster Stelle die deutsche Rüstungsindustrie. Was die Deutsche Nation am Ende davon haben wird, ist höchst ungewiss. Otfried Schrot
Die Bundeswehr in Mali – ein verabredeter Krieg ?
- von Otfried Schrot
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