Wieder werden deutsche Soldaten im Niedersächsischen Landtag feierlich zu Auslandseinsätzen verabschiedet, weil wir „hinter unseren Soldaten stehen“. Es gab einmal eine Zeit, als wir uns Hoffnung auf eine sogenannte „Friedensdividende“ gemacht haben, eine Reduzierung der Verteidigungsausgaben, nach der Wiedervereinigung, als Deutschland nur noch von Freunden umgeben war. Nun haben wir keine Feinde mehr an unseren Grenzen, und trotzdem werden deutsche Soldaten in alle Welt hinaus geschickt, um Konfliktfeuer auszutreten. Was ist die tiefe Ursache? Die tiefe Ursache ist der ungebrochene Strom der Waffenexporte in alle Teile der Welt. Auf diesem Planeten zirkulieren so viele Waffen, dass allmählich jede Stammtischrunde ihren eigenen Krieg führen kann. Niemand unternimmt etwas dagegen. Deutschlands Beitrag zum Weltfrieden im Jahre 2015 sieht laut „waffenexporte.org“ folgendermaßen aus (Zitat): Im Jahr 2015 wurden Rüstungsexporte in Höhe von insgesamt 12,81 Mrd. Euro genehmigt. Der Anteil der Exporte in Drittländer bleibt auf einem hohen Stand von rund 59% der Einzelausfuhrgenehmigungen (2014:61%). Vor 10 Jahren lag dieser Wert noch bei rund 30%. Unter den Top 10 Empfängerländern sind 6 Drittländer. Das ist eine Zunahme von 96% gegenüber dem Vorjahr (2014:6,52Mrd.) und ein absoluter Rekord in der Geschichte der Bundesrepublik. In die Staaten des Nahen Ostens und Nordafrikas gingen insgesamt Rüstungsexporte im Wert von rund 3,3 Mrd. Euro. (Vorjahr:€1,34Mrd.). Damit sind die Exporte in diese Region um 144% angestiegen. Der Anteil der MENA-Staaten (Mittelost und Nordafrika) an allen Einzelgenehmigungen beträgt damit 42%. Saudi-Arabien bleibt unter den Top-Empfängern, auf Platz 7 mit 270 Mio. Euro. Bannerträger der Menschheit auf dem Wege in die Weltvernichtung bleiben die USA mit dem größten Waffenexport der Welt und dem zweiten Zusatzartikel zur amerikanischen Verfassung, der besagt, dass jeder Amerikaner eine Waffe tragen darf. So kann der Weltfrieden nicht werden. Da diejenigen, die an dieser Entwicklung gut verdienen, keinen Finger krumm machen werden, um sie zu ändern, bleibt nur der weltweite gut organisierte und gewaltlose Protest der Millionen, die ihre Ehemänner, Brüder, Schwestern, Söhne, Töchter, Väter und Mütter immer wieder auf die Schlachtfelder der Welt entsenden müssen – als Folge des Versagens der Mächtigen – „um die Kurve zu kriegen“ in Richtung Weltfrieden. Der zurzeit eingeschlagene Weg führt ohne jeden Zweifel früher oder später zur Selbstvernichtung der Menschheit. Das interessiert die derzeitige politische Klasse der Welt nur deshalb nicht, weil es unwahrscheinlich ist, dass das globale Inferno noch zu ihren Lebzeiten stattfindet. Otfried Schrot