Nach der Katastrophe am 11. September 2001 hat Russland den Vereinigten Staaten von Amerika – Wladimir Putin George W. Bush – seine Hilfe und seine Solidarität im Kampf gegen den Terrorismus angeboten. Geschickte amerikanische Weltpolitik hätte die ausgestreckte russische Hand ergreifen können und so eine stabile russisch – amerikanische Freundschaft begründen können, zum Wohle der ganzen Menschheit. Aber republikanische amerikanische Holzköpfe haben die Chance vermasselt und mit vier NATO – Osterweiterungen – wozu nach der Auflösung des Warschauer Paktes nicht der geringste Anlass mehr bestand – „noch einen draufgesetzt“. Washington wollte Moskau provozieren und in die Enge treiben. Der Wille zu einer russisch – amerikanischen Freundschaft war nicht vorhanden. Die Folge war die Besetzung der Krim durch Russland. Verständlich, wenn Putin annehmen musste, dass nach einem eventuellen NATO – Beitritt der Ukraine die amerikanische Kriegsflotte im Hafen von Sewastopol vor Anker gehen würde. An dieser Stelle hat Putin ungeschickt argumentiert: in der Charta der Vereinten Nationen ist von „heiligen Territorien“ nicht die Rede. Es wäre besser gewesen, das Argument vorzubringen, dass der Ukrainer Nikita S. Chruschtschow in seiner Eigenschaft als Regierungschef der UdSSR mit der „Abtretung der Ukraine“ von Russland und der Übereignung als „Geschenk an seine Heimat, die Ukraine“ gegen den Willen des russischen Volkes gehandelt hat. Dann wäre er auf festerem Boden gewesen. Die USA haben Russland daraufhin Völkerrechtsbruch vorgeworfen. Lächerlich. Wann haben sich die USA je um das Völkerrecht gekümmert? Beim Überfall auf Afghanistan, obwohl die afghanische Regierung den USA nicht den Krieg erklärt hatte? Beim Zweiten Golfkrieg im Irak? Bei den schmutzigen Intrigenspielen zur Entmachtung Fidel Castros und vor der Besetzung Grenadas? War das saubere Anwendung des Völkerrechts? Ist den USA alles erlaubt? Man kann zur Kritik der Amerikaner an Putin nur sagen: seid mit dem Werfen eurer Steine auf die Russen vorsichtig, liebe Amerikaner! Ihr sitzt selber im Glashaus! Es bleibt die Frage, weshalb die USA um keinen Preis ein freundschaftliches Verhältnis zu Russland wollen und auf einer Fortsetzung der Spannungen beharren. Es gibt eine Erklärung: in einer spannungsfreien Welt kann die Rüstungsindustrie nichts mehr verdienen. Der Betrachter der amerikanischen Verhältnisse aus der Ferne gewinnt den Eindruck, dass die National Rifle Association, die Republikaner im amerikanischen Kongress und die amerikanische Rüstungsindustrie ein „verschworenes Dreieck“ bilden, das entschlossen ist, sowohl das eigene Land als auch den Rest der Welt mit Waffen zu überfluten. In dieses Weltbild passt eine russisch – amerikanische Freundschaft nicht hinein. Es könnte ja plötzlich zu friedlich auf unserem Planeten werden. Otfried Schrot
Interview der Bildzeitung mit Wladimir Putin - eine Nachlese
- von Otfried Schrot
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