Kampfhandlungen in der Nähe von Grenzverläufen können leicht dazu führen, dass ein schallschnelles Flugzeug einmal aus Versehen eine Grenze überfliegt – wie in diesem Falle die syrisch – türkische. Ein mit Schallgeschwindigkeit fliegendes Kampfflugzeug benötigt für einen Kilometer ganze drei Sekunden. Zu allem Überfluss finden im syrischen Kriegsgebiet auf vergleichsweise engem Raum Kampfhandlungen zwischen verschiedenen Konfliktparteien statt. Da ist es mehr als wahrscheinlich, dass früher oder später Grenzverletzungen im Luftraum stattfinden, ohne dass die Piloten diese beabsichtigt haben. Das weiß sowohl Wladimir Putin als auch Ahmet Davutoglu. Es wäre deshalb klüger, wenn beide ihr propagandistisches Wolfsgeheul unterlassen würden. Der Abschuss war deshalb politischer Stumpfsinn, weil der Besuch des russischen Außenministers in Ankara bevorstand, der nun abgesagt worden ist. Überlässt es die türkische Regierung ihren Kampfpiloten, per Druck auf den „roten Knopf“ zu bestimmen, ob ein Staatsgast aus Moskau nach Ankara kommt oder nicht? Wer hat nun etwas von der Absage dieses Besuches, an der die türkische Regierung sicher nicht interessiert war? Kluge internationale Staatskunst würde jetzt zur Zusammenfassung aller Kräfte zum Kampf gegen den Islamischen Staat aufrufen, die Sanktionen gegen Russland sofort aufheben und Streitthemen wie Herrn Assad und die Besetzung der Krim ganz in den Hintergrund rücken, bis die „Aufgabe Nr. 1“, die Vernichtung des Islamischen Staates, erfüllt ist. Otfried Schrot
Grenzverletzungen
- von Otfried Schrot
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