Berliner Kurier vom 09.10.2015, laut Genios.de. Mehr Info nicht bekannt.
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Bevor die deutsche Bundeskanzlerin für ihren Ausspruch "Wir schaffen das" den Friedensnobelpreis erhält, sollte sie noch eine andere Großtat vollbringen: die Einstellung der deutschen Rüstungsexporte. Die Völker der Welt haben nach dem Schrecken des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1945 in der Charta der Vereinten Nationen gelobt, die Menschheit – wörtlich – von der Geißel des Krieges zu befreien. Das Gegenteil ist geschehen. Die Hauptwaffenexporteure der Welt - die USA, Russland, China und Deutschland - behandeln die Charta der Vereinten Nationen wie Toilettenpapier. Die Lage der Welt ist heute noch schlimmer als 1945. Frau Bundeskanzlerin, haben Sie trotz der Flüchtlingsschwemme noch nicht realisiert, dass die Gleichung “Waffenexporte = Kriege = Flüchtlingsimporte“ eiserne Gültigkeit hat? Die deutschen Waffenexporte gehen nahezu ausschließlich auf das Schuldkonto der christlichen deutschen Parteien, bei denen auch ein gewisser Horst Seehofer Mitglied ist. Herr Seehofer, richten Sie doch bitte ganz schnell Ihr „Protestgebell“ nicht nur gegen die deutschen „Flüchtlingsimporte“, sondern auch gegen die deutschen Waffenexporte, für welche Ihre mit der Rüstungsindustrie liierten christlichen Parteifreunde die Verantwortung tragen! Da besteht nämlich ein Zusammenhang, auf den Sie offensichtlich Ihr Intelligenzquotient noch nicht aufmerksam gemacht hat! Und Sie, Frau Bundeskanzlerin, haben doch bitte endlich den Mut, die deutsche Rüstungsindustrie aufzufordern, ihre Fließbänder umzurüsten und nicht länger für den Tod, sondern endlich einmal für das Leben zu produzieren. Für den Fall, dass Ihnen das Jammergeschrei der Rüstungsindustrie vom Arbeitsplatzverlust entgegen tönt, habe ich hier einen Vorschlag: wir haben ca. 60 Millionen Flüchtlinge auf der Welt, die zweifellos weitgehend obdachlos sind. Machen Sie sich einmal mit der Lebensleistung des japanischen Stararchitekten Shigeru Ban vertraut, der Häuser aus Pappe konstruiert hat. Die Rüstungsindustrie könnte nach der Umrüstung ihre Fließbänder diese Häuser in Massen konstruieren, und von Arbeitslosigkeit in der Rüstungsindustrie wäre keine Rede mehr. Und schauen Sie einmal nach Haiti, wo Jahre nach dem zurückliegenden Erdbeben die Dinge immer noch nicht wieder zum Besten stehen. Wenn Sie schon so schön in Schwung sind mit der Abschaffung der militärischen Rüstung, dann fordern Sie doch bitte die drei obersten Kriminellen der Welt, die machen, was sie wollen, nämlich die USA, Russland und China, auf, dem lobenswerten deutschen Beispiel zu folgen! Vorher müssten Sie allerdings über Ihren Schatten springen und Ihre chronische Unterwürfigkeit gegenüber dem Präsidenten der USA ablegen. Die Summe dieser Großtaten würde dann zur Erreichung unseres gemeinsamen Zieles, dem Abebben der Flüchtlingsströme führen. Wenn Sie das alles geschafft haben, sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, würde ich mich bereit finden, Ihnen den Friedensnobelpreis persönlich zu überreichen, wenn mich das Nobelpreiskomitee darum bitten würde.
Otfried Schrot