Hamburger Morgenpost vom 02.09.2015 laut genios.de
-------------------
Wir Deutschen sollten froh sein, dass wir, nachdem wir die Schande des Holocaust auf deutschem Boden nicht verhindern konnten, von der Weltgeschichte die Chance erhalten haben, der Welt zu zeigen, dass wir fähig und willens sind, eine vorbildliche Humanität an den Tag zu legen. Allerdings sollten wir uns dabei nicht zu sehr auf unsere „europäischen Brüder“ verlassen. Brüderlichkeit ist eine Geisteshaltung, die nie in dem Ausmaße vorhanden ist, in der man sie sich wünscht. Bevor unsere europäischen Brüder den Reifegrad erreicht haben, uns Deutschen bei der Bewältigung des Flüchtlingszustroms zu Hilfe kommen, können wir Deutschen auf sehr unbürokratische Art zur Selbsthilfe greifen.Die deutsche Bundeskanzlerin könnte z.B. vor die Fernsehkameras treten und deutsche Familien bitten, zusammen mit Flüchtlingsfamilien Familienpatenschaften zu begründen, um diesen Familien bei der Integration in die deutsche Gesellschaft zu helfen. Ältere Ehepaare, deren erwachsene Kinder aus dem Elternhause ausgezogen sind, könnten jüngere aber alleinstehende junge Frauen und junge Männer bei sich aufnehmen, um ihnen „elterliche Nestwärme“ zu bieten und von diesen wiederum versorgt und unterstützt werden, wenn das vorrückende Lebensalter ihnen zu schaffen macht.
Begreifen wir doch, was an Fähigkeiten in den Köpfen dieser Menschen zu uns kommt, die wir nur an den richtigen Stellen in unsere gesellschaftlichen Abläufe einbauen müssen! Die Weltgeschichte offeriert uns mit den Flüchtlingen einen großen Reichtum. Wir müssen es nur erkennen.
Der Begriff „sicheres Herkunftsland“ ist von verstaubten Bürokraten ersonnen worden. Wollen wir einen Unterschied machen zwischen Leuten, die in ihrer Heimat verhungern müssen, weil sie keine Arbeit finden, wenn sie zurückkehren und solchen, die erschossen werden, wenn sie nach der Rückkehr in die Hände der Geheimpolizei fallen? Auf solche Ideen können nur Bürokraten mit festem Monatseinkommen verfallen.
Der Verfasser dieses Leserbriefes hat das Modell der Familienpatenschaften (zwischen jüdischen und arabischen Familien) verschiedenen israelischen Stellen vorgeschlagen mit dem Ziele des allmählichen Abbaus des Hasses zwischen Juden und Arabern – ohne Reaktion. Es liegt wohl daran, dass verschiedene israelische Politiker den Hass zwischen Juden und Arabern so sorgfältig pflegen wie der Besitzer eines Golfplatzes seinen Rasen.
Otfried Schrot
Über die Brüderlichkeit (gedruckt)
- von Otfried Schrot
- Zugriffe: 4681
- Hinweis der Redaktion: Dies ist ein ungekürzter, unzensierter Originalleserbrief. Die Bürgerredaktion ist neutral. Verantwortlich für den Inhalt (auch der Kommentare) ist ausschließlich der Autor. Gedruckter Text ist farbig. Bewerten am Ende des Beitrags. INFO zum Autor, auch alle seine weiteren Artikel: klicken Sie bitte oben bei den Schlagwörtern den Namen des Autors. Ende des Hinweises.