Die Welt hat noch nicht begriffen, dass die USA grundsätzlich alles dürfen, was machbar ist, wenn es nur den Interessen der USA dient: sie dürfen mit militärischen Kommandoaktionen missliebige Personen auf fremdem Territorium ausheben, entführen und ohne Gerichtsverfahren töten; sie dürfen Angriffskriege vom Zaune brechen und sich dabei auf gefälschtes Beweismaterial stützen; sie dürfen mit Hilfe der NSA in alle elektronischen Datensammlungen der Welt eindringen und Informationen abgreifen; sie dürfen Lauschangriffe selbst auf verbündete Regierungschefs durchführen. Das alles dürfen die USA kraft eigener Erlaubnis. Sollte jedoch eine andere Macht wagen, sich ebenfalls der Methoden der USA zu bedienen, so muss sie mit Konsequenzen rechnen. Damit bin ich nun bei dem Film angelangt, der zwischen den USA und Nordkorea zum Streitthema geworden ist, bevor er überhaupt angelaufen ist.
Präsident Obama sollte sich einmal fragen, wie er reagieren würde, wenn er erführe, dass in nordkoreanischen Kinos ein Film angelaufen ist, in welchem die fiktive Hinrichtung des amtierenden amerikanischen Präsidenten gezeigt wird. Sind die Grenzen der Freiheit nicht da erreicht, wo Anstand und guter Geschmack eine Grenze setzen? Kann ein Filmproduzent sich nicht aus eigener Einsicht eine Begrenzung auferlegen? Muss er, um ein von Sensationen übersättigtes Kinopublikum zu befriedigen, unter Missbrauch des Freiheitsbegriffes die Beziehungen zwischen zwei Staaten einer Belastungsprobe aussetzen?
Der Vorfall zeigt, dass wir dringender denn je ein Weltrecht brauchen, in dem die Staaten der Welt sich darauf einigen, was im Bereich der globalen elektronischen Kommunikation erlaubt sein soll und was nicht. Dieses Weltrecht muss sich auf eine Weltverfassung stützen, die geschützt und durchgesetzt wird. In Ergänzung dazu muss eine juristische Autorität geschaffen werden, der sich die USA und Nordkorea als Konfliktparteien unterwerfen, um Kriege zu verhindern. Da juristische Entwicklungen ihre Zeit brauchen, sollte ein UNO - Gremium möglichst bald mit der Arbeit beginnen.