Die Diskussion um den sogenannten „Boomer-Soli“ gewinnt an Fahrt. Doch bevor vorschnell neue Pauschalurteile gefällt werden, lohnt sich ein genauerer Blick auf die Realität vieler Rentnerinnen und Rentner: Jahrzehntelang haben sie in die Sozialkassen eingezahlt – oft hohe Beträge – und erhalten heute dennoch nur einen vergleichsweise bescheidenen Gegenwert.
Gleichzeitig wird gerne übersehen, dass auch die Erziehung von Kindern eine tragende Säule unseres Rentensystems ist. Wer Kinder großzieht, leistet einen zentralen Beitrag zum Erhalt des solidarischen Umlageverfahrens. In unserem Fall bedeutete das über Jahre hinweg den bewussten Verzicht auf ein zweites volles Einkommen – aus Überzeugung und gerne.
Deshalb stelle ich mir die Frage: Warum richtet sich die Debatte nicht stärker an jene Rentnerinnen und Rentner, die keine Kinder großgezogen und ein Leben lang von zwei Einkommen profitiert haben? Ist es wirklich gerecht, wenn Kinderlose im Alter dieselben oder gar höhere Renten erhalten wie Eltern, die mit ihrer Erziehungsleistung die Grundlage für unser umlagefinanziertes System gesichert haben?
Eine gerechte Debatte sollte diese Unterschiede nicht ignorieren.
Torsten Kamp