Katholische Frauen schockiert über doppelzüngige Argumentation – Solidarität mit Melanie F.
Wir sind als katholische Christinnen zutiefst schockiert, dass das Kölner Landgericht die Klage von Melanie F. abweist und damit der doppelzüngigen Argumentation des auf Schmerzensgeld verklagten Erzbistums auf den Leim geht. Als Diözesanverb des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) kritisieren wir das Verhalten des Gerichts ebenso wie des Erzbistums mit besonderem Nachdruck.
Normalerweise nämlich hebt die kirchliche Lehre hervor, dass ein Priester stets ganzheitlich im Dienst ist. Das schließt aus, einen Priester als zeitweise reine Privatperson zu betrachten, wie es im Prozess erfolgte – er ist immer Amtsperson. Dies zeigt sich im vorliegenden Fall auch darin, dass der Beklagte Hans U. die Genehmigung von Erzbischof Höffner einholte, um Pflegevater von Melanie F. zu werden. Dass er die Auflage des Erzbistums, eine Haushälterin einzustellen, nicht erfüllte, hat das Erzbistum offenbar nicht überprüft.
Als katholischer Frauenverband sind wir zutiefst beschämt, dass das Erzbistum Köln sich mit der perfiden Argumentation, Hans U. habe den Missbrauch als Privatperson begangen, aus der Mitverantwortung zieht. Das ist scheinheilig! Wir fordern dagegen, dass kirchliche Stellen das Leid Betroffener, die Missbrauch durch Kleriker erfahren haben, anerkennen. Dazu gehört auch, jene Mitverantwortung zu übernehmen, wie sie im vorliegenden Fall offensichtlich ist.
Darüber hinaus ist höchst problematisch, dass Missbrauchsverbrechen nach deutschem Recht verjähren. Denn Betroffene brauchen oft viele Jahre, ehe sie über das Erlebte sprechen können, geschweige denn rechtliche Schritte gegen die Missbrauchstäter unternehmen. Der Schwere der Taten, die Betroffenen oft tiefe und langwierige seelische Verletzungen zufügen, wird das nicht gerecht!
Wir üben Solidarität mit Melanie F. und unterstützen insbesondere, dass sie sich mit dem jetzigen Urteil nicht zufrieden geben will, sondern weitere rechtliche Schritte anstrebt.
Katholischer Deutscher Frauenbund, DV Köln