Sehr geehrte Mitmenschen
die aktuelle Verkehrslösung für den Schülertransport von Alertshausen nach Elsoff sorgt bei zahlreichen Eltern für Unverständnis. Aufgrund der Sperrung der nördlichen Brückenzufahrt infolge
von Bauarbeiten müssen derzeit rund 20 Schulkinder morgens und mittags von ihren Eltern zum
Ersatzbus nach Elsoff hin und zurück pendeln.
Was nach einer pragmatischen Übergangslösung klingt, offenbart in der Praxis erhebliche Schwächen.
1. Berufstätige Eltern im Dauerstress
Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts sind rund 69 % der Mütter und 93 % der Väter
mit schulpflichtigen Kindern berufstätig. Für viele Familien sind diese morgendlichen und mittäglichen Umweg Fahrten nach Elsoff nur schwer mit der Arbeitsrealität vereinbar – insbesondere, da diese Zusatzbelastung mehrfach täglich anfällt und zeitlich oft mit Arbeitsbeginn oder Mittagspausen kollidiert.
2. Verkehrslage in Elsoff: Überforderung vorprogrammiert
In Elsoff mangelt es an infrastrukturellen Voraussetzungen für einen geordneten Ersatzverkehr dieser Größenordnung. Es gibt kaum sichere Haltezonen, keine ausgewiesenen Elternhalteplätze und eine
insgesamt angespannte Parksituation, wodurch die Lage für alle Beteiligten erschwert wird.
3. Umweltschutz bleibt auf der Strecke
Mit Blick auf die staatlichen Klimaziele und die im Grundgesetz (Art. 20a GG, 143h GG ) verankerten Verpflichtungen, welche die nachhaltige infrastrukturelle Entwicklung verlangt, ist gerade die öffentliche Hand gefordert.
Denn gerade diese Artikel verpflichten Bund und Länder bei Verkehrsprojekten auch ökologische Gesichtspunkte und den Klimaschutz zu berücksichtigen. Eine Lösung, die täglich hundert und mehr Kilometer Individualverkehr provoziert, widerspricht dieser Vorgabe in ihrer grundlegenden Logik.
Zwar sind es nur rund 5 km zwischen Alertshausen und Elsoff, legt man jedoch ein Augenmerk auf die tatsächlich entstehenden Kilometer so lässt sich bei zwei Fahrten täglich ein potenzielles Verkehrsaufkommen von ca. 20km pro Haushalt errechnen. Selbst bei Fahrgemeinschaften mit vollen Autos ergebenen sich weiterhin mindestens 100km pro Tag
4. Ein Tropfen auf den heißen Stein: Kilometergeld
Zwar wird den betroffenen Familien die Möglichkeit eingeräumt, die gefahrenen Kilometer mit der
Stadt Bad Berleburg bei einer Pauschale von 0,13 € pro Kilometer abzurechnen. Doch dieser finanzielle Ausgleich ersetzt weder die zeitliche Belastung noch die unnötige Umweltbelastung.
Geht man davon aus, dass jedes Kind einzeln gefahren würde, so entstünden wöchentliche
Kosten von 260€ welche der Stadtkasse bzw. dem Steuerzahler auferlegt werden.
Es bleibt der Eindruck, dass hier ein Problem lediglich verwaltet, jedoch nicht wirklich gelöst wird.
5. Wendemöglichkeit in Alertshausen bleibt ungenutzt
Ein regulärer Linien- oder Ersatzbus könnte ohne Weiteres am nördlichen Rand von Alertshausen
wenden, ohne die gesperrte Brücke zu nutzen. Dort besteht ausreichend Platz. Diese Option wurde
bislang jedoch nicht in Erwägung gezogen, bzw. öffentlich mit betroffenen Familien kommuniziert,
obwohl sie eine einfache sowie sinnvolle Alternative wäre.
6. Kurzfristige Flexibilität der Bürger dialoglos vorausgesetzt!
Eine so komplexes Vorhaben welches durchaus einer logistischen Planung innerhalb der Familien
bedarf, wurde tatsächlich „kurzfristig“ am 25.06.2025 dialoglos über die Schulen an betroffenen Familien weitergeleitet, anstatt über die öffentliche Hand.
Hier wäre ein Bürgerdialog durchaus eine vorgreifende Lösung gewesen und hätte so manchen Unmut geschmälert.
Es stellt sich hier die berechtigte Frage seit wann diese Lösung der öffentlichen Hand bekannt war,
und warum es erst so kurzfristig an Beteiligte kommuniziert wurde. Des Weiteren stellt sich so manchem die Frage warum die Baumaßnamen bereits 14 Tage vor Ferienbeginn starten müssen.
Hier bestärkt sich der Verdacht, dass eine langfristige Planung in diesem Fall einfach nicht statt gefunden hat, bzw. wichtige Teilebereiche einfach nicht bedacht wurden.
Auch hier hätte ein frühzeitiger Dialog mit der Bevölkerung wohl möglich Abhilfe schaffen können.
7. geplanter Unterrichtsausfall bei Grundschulkindern
Eine weiterer Kritikpunkt ist die Regelung des Ersatzverkehrs der Ortsteile Diedenshausen und
Wunderthausen, wodurch ein geplantes Unterrichtsdefizit entsteht.
Dort wurde löblicher Weise ein Ersatzbus eingerichtet, welcher über Bad Berleburg
nach Elsoff fährt. Dieser trifft aber erst um 08:20 Uhr in Elsoff ein, wo der reguläre Unterricht bereits seit 20 min läuft.
Offen bleibt wie förderlich das für beteiligte Lehrkräfte und Schüler ist.
Vorschläge an die Verantwortlichen:
- Einrichtung eines morgendlichen Ersatzbusses ab Alertshausen bzw. kurzfristige Ersatzlinie
für die Dauer der Baumaßnahme, um die doppelte Fahrtbelastung für die Eltern zu
vermeiden.
- Prüfung einer temporären Verschiebung des Fahrplans, sodass alle Schüler pünktlich mit dem Unterricht beginnen können.
- Einrichtung klarer und öffentlicher Kommunikationswege bei Bauprojekten mit Eltern und Anwohnern, um Transparenz und Planbarkeit zu verbessern.
Fazit:
Eine scheinbar kleine Maßnahme entfaltet große Wirkung und leider keine gute.
Der Ersatzverkehr ab Elsoff belastet Eltern, führt zu unnötigem Verkehr, widerspricht den eigenen Umweltzielen der öffentlichen Hand und wirkt wie ein Rückschritt in Zeiten, in denen Nachhaltigkeit und Bürgernähe eigentlich Priorität haben sollten.
Wer die „Umweltschutz-Doktrin“ und Bürgernähe ernst nimmt, muss auch bei lokalen Verkehrsfragen konsequent handeln.
Das ist man den Familien, der Umwelt und den eigenen Grundgesetzverpflichtungen gleichermaßen schuldig.
Es bleibt zu hoffen, dass für beginn des neuen Schuljahrs eine adäquate Lösung für alle beteiligten gefunden wird.
Mit freundlichen Grüßen
T.Kuhn