Eine Pension ohne Gäste: Ein Blick auf die Auswirkungen der AfD-Wahl
Seit 9 Jahren betreiben wir eine kleine Pension in Wittenberge, in der Prignitz in Brandenburg direkt am Elberadweg. Es ist ein 120 Jahre altes Haus, das wir in mühevoller Arbeit von Grund auf selbst saniert haben. Wir sind stolz, auf das, was wir und hier geschaffen haben. Jedes Jahr kommen unzählige Fahrrad -Touristen, um die wunderschöne Natur der Elbtalaue zu erkunden. Abends sitzen die Urlauber zusammen auf der Terrasse und tauschen sich über ihre Erlebnisse aus. Auch ich als Gastgeberin führe gerne angeregte Gespräche mit meinen Gästen.
Dieses Jahr ist alles anders. Ab Anfang März kamen statt Buchungen für den Sommer nur noch Stornierungen. Gäste kommen nur noch vereinzelt. Es ist Pfingsten. Wir starren auf das Handy und hoffen, dass doch noch Gäste den Weg zu uns finden. Leider nicht. Es ist nur ein Zimmer vermietet. Auch die zahlreichen kleinen Restaurants und Cafés in der Innerstadt bleiben leer.
Die politische Landschaft Deutschlands hat sich gewandelt, und insbesondere im Osten des Landes sind die Wahlen der Alternative für Deutschland (AfD) nicht ohne Folgen geblieben. Diese Entwicklung zeigt sich auch in der Tourismusbranche, wo viele Pensionsbetreiber und Hoteliers mit einem deutlichen Rückgang der Gästezahlen kämpfen. Pensionen und kleine Hotels, die oft von Familien betrieben werden, sind stark auf ein stabiles Gästeaufkommen angewiesen. Wenn sich jedoch das Image eines Ortes negativ verändert, kann das schwerwiegende Folgen haben.
Ein Grund für den Rückgang der Gästezahlen könnte eine gewisse Skepsis gegenüber den politischen Verhältnissen in diesen Regionen sein. Wer möchte schon in einem Umfeld Urlaub machen, in dem extremistische Meinungen verbreitet sind? Viele Urlauber könnten Bedenken haben, dass sie in eine Umgebung reisen, in der sie möglicherweise konfrontiert werden mit intoleranten Ansichten oder sogar Diskriminierung.
Aber was können wir dagegen tun? Wir gehen zu Demokratieveranstaltungen, sagen offen unsere Meinung gegen rechts. Aber leider ist das nicht genug.
Um den Tourismussektor wiederzubeleben, müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen und gemeinsam für ein positives Image der Region arbeiten. Nur so kann der Reiz dieser schönen Orte für Reisende aufrechterhalten werden, ungeachtet der politischen Meinungen, die in der Gesellschaft kursieren.
Liebe Touristen, bitte gebt uns eine Chance! Es gibt hier viele tolerante Menschen, unberührte Natur und viele Sehenswürdigkeiten in den Altstädten. Machen Sie sich ein eigenes Bild von unserer Region und kommen Sie mit uns Gespräch. Nur so können Vorurteile ausgeräumt werden.
Anette Riehl, Pension „Tor zur Elbaue“, Wittenberge