Dringende Mahnung! - „Gerechtigkeit in der Rentenpolitik“
Ich bin ein Mensch, der 24 Jahre in der DDR handwerklich gearbeitet hat, und im vereinten Deutschland noch einmal etwas über 24 Jahre. Ich bin ausgebildeter Maschinenbauer, nach dem 18 monatigen Wehrdienst in der NVA habe ich dann eine Ausbildung zum Orgelbauer absolviert, aus Leidenschaft zum Werkstoff Holz habe ich 1979 den Meisterbrief des Bau- und Möbeltischlermeister im Handwerk erworben. Meine Stärken sind das kreative Schaffen, und das Orgelbauhandwerk bietet alles, was das handwerkliche Herz begehrt. Jeder Arbeitsschritt ist Handwerk in kreativster Form. Kaum ein Kunde kann den realen Wert, im Vergleich zu hochtechnisierter Produktion, nie richtig einschätzen und auch kaum bezahlen. Reichtümer sind da nicht zu erringen! Der erworbene Rentenanspruch ist da natürlich dem entsprechend. Ich denke, eine Gesellschaft steht und fällt mit ihren Werteprioritäten.
Durch meine Lebensgeschichte hat sich meine Sensibilität für Veränderungen in der Gesellschaft verstärkt. Das negative Bewerten und Stigmatisieren vermeintlich minderwertiger Aufgaben in unserer Gesellschaft hat zugenommen, ich finde es alarmierend. Oberstes Ziel scheint ausschließlich die Gewinnmaximierung zu sei.
Aus meinem Dienst in und an der Gesellschaft hat sich nach fast 49 Arbeitsjahren ein Rentenanspruch für mich von knapp 1000 € ergeben, komme damit aus und beklage mich in keinster Weise darüber. Wir haben uns über Jahrzehnte ein altes Haus zu eine sechsköpfigen Familienwohnstätte herrichten können, durch meine Fähigkeiten war ich dazu in der Lage, in 80 prozentiger Eigenleistung in fast allen Gewerken. Wenn wir als Rentner Miete zahlen müssten, …?! Wie soll man aber diese „Wertschätzung meiner Lebensleistung“ verstehen. Wo sind gesellschaftliche Regularien, die es gerechter werden lassen kann, nein, auch werden lassen muss?!
Es ist verständlich, dass es Einkommensabstufungen auf Grund von Anforderungsanspüchen gibt. Jeder Mensch hat eine Ausstattung an Fähigkeiten und Leistungsvermögen auf seinen Lebensweg mit bekommen. Jeder kann sich weiterentwickeln, aber jeder kann nur die persönliche Ausstattung nutzen, die er hat. Das darf doch aber kein Anlass für Abwertung und Diskriminierung sein! Jede noch so geringe Tätigkeit in der Gesellschaft ist doch Voraussetzung für das Funktionieren einer Gesellschaft. Deshalb ist sie doch auch genau so wichtig und unerlässlich! Mit welcher Begründung wird sie so minderwertig behandelt, dass man trotz vollem Einsatz kein auskömmliches Leben führen kann! Was haben wir da für ein herrschendes Wertegefüge in unser Gesellschaft etabliert; der lobbylose Werktätige hat scheinbar keinerlei Recht auf ein würdiges Leben?!
Der richtige Weg zu einer gerechten Altersversorgung wäre „eine einheitliche Rentenstelle“, in die alle Renten – Beiträge einfließen. Diese ermittelt dann einen Wert, der ein würdiges Leben im Alter für jeden ermöglicht. Das ist die Grundlage und das Fundament der Altersversorgung! Die Rentensteigerung erfolgt nur in der Grundrente. Wer schon in seinem Arbeitsleben das Glück hatte höhere Bezüge zu bekommen, hat die Möglichkeit, seine größeren Lebensansprüche daraus aufzustocken. Ich sehe keine berechtigte Ansprüche darin, bei einer schon hohen Einstiegsrente, und bei dieser prozentualen Steigerungsrate, immer wieder noch weiter begünstigt zu werden, obwohl keine unmittelbare Wertschöpfung zugrunde liegt. Wo liegt denn da die Gerechtigkeit, geschweige denn das Solidarprinzip?! Ein wichtiger Punkt dabei wären auch die wertschätzenden höheren Rentenansprüche von Familien, die den Fortbestand unserer Gesellschaft nur gewährleisten können, wenn ihr Stellenwert auch entsprechende Würdigung erfährt. Dieses zu erreichen ist ein nötiger Umbruch im Anspruchsdenken der Pfründe gewöhnten „Besserverdiener“. Ohne schmerzliche Einschnitte und Rückbesinnung auf „Achtungsvolle Werte“ dem Mitmenschen gegenüber, wird es aber nicht funktionieren.
Wer ist dafür zuständig, wenn nicht die gewählte Volksvertretung?! Wie muss das erst ein Mensch verstehen und sehen, der von seinen vielen überlebensnotwendigen Beschäftigungsverhältnissen trotzdem nur schlecht leben kann. Mit jedem Wahlergebnis scheint die Hoffnung auf eine gerechtere Veränderung abgenommen zu haben. Das Reden muss nun endlich in die Qualität des Handelns wechseln, ohne zögerliches weiteres Gestammel! Dieses auseinanderdriften kann eine Gesellschaft auf Dauer nicht aushalten. Ich hoffe, das es eine Mehrzahl gleichsichtiger Entscheidungsträger gibt. Ich kann nur an die Achtung vor dem Mitmenschen appellieren!
Voller Hoffnung und hochachtungsvoll,
Erwin Rohleder