“Frieden kommt nicht von allein“
Das war ein Thema auf dem Ev. Kirchentag 2025 in Hannover.
Ich bin ein genügsamer und lebensfröhlicher Mensch, der immer auf dem Weg ist, für anfallende Probleme eine Lösung zu finden, was meist auch gelang; mit Gottes Hilfe, …? Mit meine Frau zusammen haben wir 4 Töchter und mittlerweile auch 12 Enkelkinder; alle sind unser größtes Glück und endlose Freude. Unser ersten 40 Lebensjahre haben wir ein bescheidenes und ziemlich unbeschwertes Leben in der DDR geführt. Waren und sind nach wie vor engagiert in der ev. Kirche und nehmen am öffentlichen Leben teil. Nun leben wir seit 35 Jahren in der BRD und genießen alle erdenklichen Freiheiten, und wir können nun auch in der Praxis die kapitalistische Gesellschaft erleben. Ich bin da weder rückwärtsgewandt, noch verklärend, ich nehme mein Umfeld aber aufmerksam wahr und kann vergleichen. Ich möchte nichts zurückdrehen, und ich bin froh, sein zu dürfen wie ich bin. Meine Wahrnehmungen und Gedanken habe ich in vielen Schreiben an den Bundestag, die Parteien, sowie auch an die Presse gesendet. Die mäßige Reaktionen fichten mich aber nicht an. Es verschafft mir innere Ruhe und ich habe meine Aufgabe als Demokrat wahrgenommen.
Der herrschende Föderalismus hat sicher irgendwo einen Sinn gehabt, ich nehme ihn bisher aber mehr als Kleinstaaterei und bürokratischen Hemmschuh wahr?!
Für das Zusammenfinden der beiden deutschen Staaten empfand und empfinde ich es als einen entscheidenden Fehler, nicht den Weg von Gleichberechtigung und Achtung eingeschlagen zu haben. Auch der Osten hatte (hat!) Erfahrungen, die es Wert gewesen wären, Beachtung zu finden. Das jetzige Verhalten des Ostens ist das Resultat von gefühlsloser Gedankenlosigkeit, und besonders der Überheblichkeit! Diese Chance, eine zukunftsfähige Gemeinschaft zu bilden, ist leider verbockt worden! Und das tut mir unendlich leid, und es lässt sich auch kaum nachholen.
Ich war bis zum Ausbruch dieses grauenvollen Krieges in der Ukraine ein langjähriges Mitglied im Gemeindekirchenrat der ev. Kirche. Es war eine fordernde und auch erfüllende Aufgabe. Der Glaube hat für mich mit Wahrhaftigkeit zu tun, und ich bemühe mich auch immer wieder darum. In der Schule wurde mir immer zu wenig Selbstvertrauen bescheinigt, ich hatte und habe mein Tun oft infrage gestellt. Fakt ist, zurückhaltende Menschen werden kaum wahrgenommen, womit ich auch immer zu kämpfen hatte. Meine Sensibilität gegenüber Ungerechtigkeit hat sich dadurch sehr fokussiert. Ich merke schnell, wenn sich diese irgendwo zeigt. Die dauernd negativen Bewertungen Russlands gegenüber; dagegen aber die Bewertungen des Tun´s der anderen Seite, wie: Amerika First, Hiroshima, Nagasaki, Vietnam, Guantanamo, Irakkrieg …, und dessen Wahrnehmung brachten und bringen mich auch weiterhin ins grübeln.
Am 25. 09.2001 hat Putin im Bundestag um Vertrauen und Verständnis gegenüber Russland gebeten, für einen gesamteuropäischen Wirtschafts- und Sicherheitsraum geworben! Das auseinander Driften der Sowjetunion war eine Zerreißprobe und ein existentieller Überlebenskampf für dieses Länderbündnis. Eine renommierte Korrespondentin hatte sich bemüht, angelastete Vorgänge zu erklären um Verständnis für Russland zu vermitteln. Als es in der Entspannungsphase dann plötzlich einen Raketenschutzschirm vor der Nase Russlands brauchte, war ich schockiert und sprachlos. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Desinteresse, die Arroganz und die politische Abhängigkeit des Westens die Ursache für diese Katastrophe sind. Das macht mich wütend und hilflos zugleich. Auf dem Hintergrund, dass es verhinderbar gewesen wäre, wenn man achtsam miteinander geredet hätte und Vertrauen gewagt hätte, zeugt von der Verkümmerung von Wahrnehmung. Diese Blindheit ist einfach nicht zu verstehen und unfassbar für mich!
Mir klangen noch die Worte des Russischen Außenministers im Ohr, was er in den Nachrichten der ARD vermeldete, „Wir wollen keinen Krieg, wir wollen über unser Sicherheitsbedürfnis reden!“
Am 22.02.2022 war Sitzung unseres GKR, die mich ernüchtert und enttäuscht hat. Da mich diese brenzlige Situation sehr in Anspannung versetzte und mich das außenpolitische Agieren unser Regierung schockierte, wollte ich darüber in dieser Runde reden. Resultat war nur die reine Entrüstung über Putins Verhalten, das war mir da aber einfach zu flach. Mich hinter dem Beten zu verstecken, ist auch nicht mein Glaube. Da brauchte ich erstmal eine Pause. Am übernächste Tag begann dann diese Katastrophe. Dieser Krieg ist und bleibt ein Verbrechen, wie auch jeder andere! Aber man muss doch auch ergründen wollen, was die Ursachen dafür waren, um auch die eigenen Fehler zu erkenne, um auch korrigieren zu können!
Schon beim Ev. Kirchentag in Nürnberg 2023 wurde über die Einfordern von Achtung, Zuhören, Vertrauen und die Berücksichtigung, dass der „Andere“ vielleicht auch Recht haben könnte, geredet und geworben.
Es kann und darf doch aber nicht zu einer Floskel verkümmern, die bei jeder Gelegenheit ziellos daher geplappert wird. Muss das denn nicht auch für jede Beziehung Geltung haben?!
Auch unsere Wiedervereinigung hat noch Wunden die schlecht heilen, die auf das Reden darüber warten, um heilen zu können. Die Würde ist ein hohes Gut, und sie sollte immer zu ihrem Recht kommen dürfen.
Jeder gewordene Schurke ist doch auch ein Mensch, der seine Wünsche hatte, der eine eigene Lebensvorstellung hatte, der anerkannt, geachtet und wahrgenommen sein wollte, der sich nach Gemeinschaft sehnte und Geborgenheit brauchte. Ihm das alles zu verwehren, lässt verzweifeln und lässt scheitern; oder auch, er wehrt sich mit allem was er hat, ….!??? Ist das nicht ein menschlicher Wesenszug?
Ist es nicht die Achtsamkeit füreinander, was das Christsein ja wohl auch ausmacht? Statt dieses, wie im Blindflug fordernden waffenrasselnden Wunsches, drauf zu hauen?! Auf diplomatischem Weg den Frieden zu erreichen, sehe ich als die einzig vernünftige Marschrichtung an!
Die Ausrichtung dieser ganzen Nachrichtenschwemme nervt mich und erinnert mich an die DDR! Ich empfinde sie als sehr einsilbig und manipulativ! Diese Schmalspurigkeit stößt mich einfach ab, ich meide sie wo ich kann. Ist das für eine Demokratie nicht traurig?
Mit freundlichen Grüßen und weiterhin voller Hoffnung auf einen guten Weg,
E. Rohleder
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