"Der Zerstörer“ v. Thomas J. Spang, DK v. 29.4.25, S.2
und
Durchwachsene Bilanz nach 100 Tagen Trump, v. ebenda S. 5
Seit Tagen wird uns von den Medien berichtet, dass Trump in den USA immer mehr an Zustimmung verliert - verbunden mit der Hoffnung auf seinen baldigen Sturz; aktuell die New York Times: 42 Prozent für und 54 Prozent gegen Trump. Ziehen wir doch mal den Vergleich bspw. zum Noch-Kanzler Scholz: 39% dafür und 59% dagegen; oder nehmen wir den zukünftigen Kanzler Merz: 37% dafür und 53% dagegen. Wie man sieht, kann Deutschland hier locker mithalten. Wenn diese Werte also ein Signal für die Stabilität einer Regierung sein sollen, dann wäre unsere neue Regierung schon gescheitert, bevor sie überhaupt begonnen hat. Bleiben wir auf dem Boden der Tatsachen. Wir haben es bei Trump mit zwei zentralen Wahlversprechen zu tun: a) die illegale Einwanderung zu begrenzen und b) die Inflation in den Griff zu bekommen. Die Grenze ist inzwischen mehr oder weniger dicht und die Inflation ist im März 2025 in den USA weiter um 0,4% auf 2,4% gesunken. Weniger erfolgreich verlaufen die Abschiebungen und welche Folgen die Zölle haben werden, ist ungewiss. Vielleicht sind sie nur Verhandlungsmasse für die nächsten Deals. Man wird es sehen. Die eigentliche Frage ist doch, warum Trump das alles macht und wozu es führen soll. Ist Trump zu dumm, zu egoistisch, zu borniert, um vernünftig regieren zu können? So scheint es zumindest, wenn man nur deutsche Medien liest. Tatsächlich aber sind die USA viel schwächer als sie im deutschen Blätterwald erscheinen, d.h. das Land der unbegrenzten Möglichkeiten steuert auf einen Staatsbankrott zu. Die USA kennt bekanntlich keine Schuldenbremse, mit der Folge, dass der Staat inzwischen mehr für die Zinsen seiner Schulden ausgibt, als für seinen gesamten Verteidigungshaushalt, und das will etwas heißen. Waren es 1990 noch rund 200 Milliarden, so sind die USA inzwischen bei 1,2 Billionen an jährlicher Zinszahlung angelangt. Ein „Weiter-So" führt also geradewegs in den Bankrott. Trump versucht dies durch massive Eingriffe zu verhindern: Abwertung der Währung, Wachstumssteigerung (seit 2001 hat die USA keinen ausgeglichenen Haushalt mehr) und Kürzung der Ausgaben - dazu zählt auch der Ukrainekrieg. Ob ihm das gelingt, steht auf einem anderen Blatt und wird sich zeigen. Tatsache ist, dass eine nüchterne Analyse der Situation weitaus hilfreicher ist, um zu verstehen, was vor sich geht, als die vergebliche Hoffnung auf einen baldigen Sturz Trumps.
Hans Geißlinger