Was treibt die Welt gerade in den Abgrund? Ist es wirklich nur Politik, Religion oder Macht? Oder könnte es tiefer liegen – in einer Vorstellung, die viele für selbstverständlich halten, die aber vielleicht ein großer Irrtum ist?
Ich frage mich: Wie kommt es, dass Menschen sich gegenseitig abschlachten – in der Ukraine, im Gazastreifen, überall auf der Welt? Wie kann es sein, dass Politiker, Waffenlobbyisten und Meinungsmacher egozentrisch handeln, obwohl sie genau wissen, dass dabei Tausende, Aber-Tausende sterben? Was bringt sie dazu, die Interessen der Menschheit dem eigenen Vorteil unterzuordnen?
Die Antwort könnte so einfach wie unbequem sein: Das Ego.
Das Ego erzählt uns: „Ich bin getrennt von dir. Ich muss mich durchsetzen. Ich bin wichtiger.“ Es erzeugt das Gefühl von Abgrenzung – ich gegen dich, wir gegen die anderen.
Doch was wäre, wenn dieses Ego – wie ein Traum, der sich auch „real“ anfühlt – nur eine Illusion ist? Wenn es gar keine echte Trennung gibt?
Die Biologie und die Ahnenrechnung zeigen: Wir alle stammen von gemeinsamen Vorfahren ab. Zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern und so fort. Rechnen wir nur 40 Generationen zurück, überschneiden sich die Stammbäume. Die mathematische Formel 1 + 2ⁿ zeigt: Jeder Mensch ist mit jedem anderen genetisch verwoben. Nicht symbolisch – tatsächlich.
In unseren Körper befinden sich Elemente, die nicht einmal von der Erde stammen – Eisen, Sauerstoff, Kohlenstoff: Sternenstaub aus Sternexplosionen, aus Supernovae. Wir sind kosmisch verbunden – im wörtlichen Sinn.
Was bedeutet das? Dass wir alle miteinander, ein jeder, Teil eines großen Netzwerks sind. Dass jede Bombe, jeder Befehl, jede Gier nicht nur den „Feind“ trifft, sondern letzten Endes jeden von uns.
Wenn wir das erkennen würden – wenn wir das Ego hinterfragen und nicht länger für die Wahrheit, für ein reales „Etwas“, halten – könnten wir anders handeln. Klüger. Menschlicher. Überlebensfähiger.
Vielleicht ist jetzt der Moment, sich zu fragen: Wie viele Generationen braucht es noch, bis wir begreifen, dass wir alle eins sind? Und: Wie viele Kriege können wir uns noch leisten, bis auch der Letzte merkt, dass er sich selbst zerstört?
Es geht nicht um Idealismus. Es geht um Realität – naturwissenschaftlich, genetisch, mathematisch. Und es geht um das, was uns wirklich retten könnte: Einsicht in die Tatsache wie die Dinge wirklich sind. Nichts glauben – selber denken. Und dazu braucht es „nur“ den gesunden Menschenverstand.
Jörg Stimpfig