Sehr geehrte Redaktion
Im Artikel von Franziska Schindler werden sowohl die Studien zu rechtem Gedankengut, als auch die Zusammenhänge zu sozialen Medien und politischer Bildung in Schulen, Kinder- und Jugendarbeit ausführlich, nachvollziehbar und kompetent dargestellt. Danke. Diese Ursachen werden als multiple Krisen ausführlich analysiert und beschrieben. Was mir Hoffnung in dem Artikel macht ist, dass Lehrerinnen den Jugendlichen Lernerfahrungen ermöglichen, die den Unterschied von demokratisch gewählter AfD und der Frage, ob diese Partei in ihrer Haltung demokratische oder rechtsextreme Inhalte verbreitet. Dann wäre sie nicht mehr demokratisch. Dieses Öffnen von Beziehungsräumen für Diskurse und ansatzweise Dialoge stößt Veränderungsprozesse bei Jugendlichen an und stellt gleichzeitig das Kernproblem in Erziehung und Bildung dar. Um Beziehungsräume zu öffnen braucht es Rahmenbedingungen, Zeit und überschaubare Gruppengrößen, damit Pädagogen diese Lernprozesse initiieren und begleiten können.
Dieser Prozess fängt bereits im Elementar und Primarbereich der Bildung an. Kinder benötigen Erfahrungen an alltäglicher Teilhabe in Kindergärten und Schulen. Dazu wird häufig kein Raum zur Verfügung gestellt. Damit fehlt ein Erleben, was Teilhabe und Zugehörigkeit bedeutet. Das wiederum behindert Raum für Mitgefühl und Ausdruck von Gefühlen. Diese führt dazu, dass Kinder ihre zentralen Entwicklungsaufgaben, Vertrauen, bezogene Autonomie, initiativ Sein und Fähigkeiten Leben nur reduziert erfahren können.
Fehlt dieser Prozess, führt dies zu Anpassung, Konkurrenz und Abwertungen untereinander. Diese Ergebnisse spiegeln sich dann in Jugendstudien wider. In gesellschaftlichen Prozessen führt dies dazu, dass einfachen Antworten von sich selbst darstellenden vermeintlich starken Politikern und Parteien geglaubt wird. Die Fähigkeit sich in komplexen, oft widersprüchlichen Situationen zurechtzukommen wird so verspielt. Demokratische politische Bildung braucht Zeit von Anfang an! So werden aus gestalteten Beziehungsräumen Lernerfahrung ermöglicht, die zu Reflexionserfahrungen werden auf der Grundlage von Menschenrechten und humanistisch getragenen Werte – Demokratie. Alles Andere führt zu kapitalistisch interessengeleiteten Deals, in denen nur noch der eigene Vorteil gilt, die den illiberale autokratischen Systemen nutzen.
Danke für Ihre Arbeit und freundliche Grüße
Anton Heim