Sehr geehrte Damen und Herren,
der subjektive Eindruck täuscht nicht.
Gemäss einer repräsentativen Meinungsumfrage wissen soviele Wähler wie noch nie zuvor kurz vor einer Bundestagswahl nicht, welcher Partei sie ihre Stimme geben sollen.
Das Vertrauen in die Politik, die gewaltigen Probleme der Gegenwart nachhaltig lösen zu können, scheint auf einem neuen Tiefpunkt angelangt zu sein.
Die Union kann von der Krise der Noch-Regierungsparteien nicht profitieren. Sie stagniert in den Umfragen beziehungsweise gibt sogar leicht nach.
Eine Ursache dürfte vermutlich darin begründet sein, dass die CDU einem künftigen schwarz-grünen Bündnis, soweit es hierfür überhaupt eine Mehrheit geben würde, keine klare Absage erteilt.
Falls der FDP den Einzug in den Bundestag gelingen sollte, dürfte sich die schwarz-grüne Option ohnehin erledigt haben.
Für so manchen Wähler besteht bei dieser Wahl mangels anderweitiger Überzeugung die einzige Wahltaktik darin, die Grünen in der nächsten Bundesregierung zu verhindern.
Selbst das Zustandekommen einer großen Koalition ist derzeit noch keine ausgemachte Angelegenheit, zumal es auch bei einem solchen Bündnis bei der erforderlichen Mehrheit eng werden könnte.
Eine Option wäre die sogenannte schwarz-rot-gelbe "Deutschlandkoalition", falls die Freien Liberalen die Fünf-Prozent-Hürde überwinden.
Ob diese allerdings mit der linksliberalen Parteivorsitzenden Saskia Esken gelingen kann, ist mehr als zweifelhaft.
Eher schon mit dem Co-Vorsitzenden Lars Klingbeil, der sich anschickt, ein "ziemlich bester Freund" von Markus Söder zu werden.
Die Sozialdemokraten wären gut beraten, ihr liberal-konservatives Profil, mit dem sie in der Vergangenheit ihre größten Wahlerfolge erzielt haben, wieder deutlich zu schärfen.
Eine "Deutschlandkoalition" könnte unter diesen Voraussetzungen durchaus ein Gewinn für das Land sein.
Die Kompetenzen wären klar verteilt.
Die Union in der Wirtschafts-, Finanz- und Sicherheitspolitik, die SPD in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik und die FDP sollte sich wieder verstärkt ihrem historisch angestammten und zuletzt von ihr vernachlässigten Politikfeld, der Außenpolitik, widmen.
Freundliche Grüße
Alfred Kastner