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Nicht gekürzt. Unzensiert. Kostenlos.

Diesen "Tagebuchtext" schrieb ich ca. 7 Wochen nach Kriegsbeginn gegen die Ukraine. Erst ist heute genauso aktuell wie damals! Deshalb versende ich ihn als Text zum Nachdenken! 

Was Sie damit anfangen, überlasse ich Ihnen!

Karlheinz Fritz (frustrierter pazifistischer Theologe)

„Tagebuch 1“ am 14.4.2022

Habe heute wie jeden Monat in 90-100 Minuten den Keller geputzt. Man könnte auf dem Boden essen. Nach dem Mittagessen – die ersten Spargel dieses Jahr – habe ich eingekauft: Brot, Gemüse auf dem Markt, Eier. Alles war in Überfülle vorhanden. Worüber ich überhaupt nicht nachdachte: allen waren friedlich wie (fast) immer. Keiner hatte Angst, ich sowieso nicht mit meinen 81. So ging es weiter bis jetzt, 19. Uhr. Jetzt beschäftige ich mich mit dem Krieg in der Ukraine und unserem „Frieden“.

Morgen ist Karfreitag, der Erinnerungstag an Jesu Kreuzestod. Am Sonntag ist Ostern, das Jubelfest von Jesu Auferstehung. Karfreitag ist der Zustand der Ukraine, ein gekreuzigtes Volk, dessen Menschen täglich immer mehr hingerichtet werden. In der ZEIT schrieb Serhij Zhadan, 47, ukrainischer Schriftsteller aus der im Dauerfeuer stehenden Großstadt Charkiw: „Wir alle wissen, dass die Russen gekommen sind, um uns umzubringen. … die Russen plündern, vergewaltigen, quälen und vernichten die Ukrainer allein deshalb, weil sie Ukrainer sind...“ Ich muss – schon viele Tage lang - an den Überfallenen in der biblischen Geschichte vom barmherzigen Samariter denken. Ihm half der Samariter und sicherte sein Überleben. Jetzt ist die Ukraine die Überfallene. Aber obwohl sie dem Angreifer weit unterlegen ist, muss sie sich mit viel zu geringen Mitteln selbst verteidigen. Der Preis sind täglich ungezählte Menschenleben. Die mitfühlenden helfenden Nachbarn wollen auf keinen Fall in den Überfall hineingezogen werden, damit Ihnen ja nicht dasselbe passiert wie der Ukraine. Unterlassene Hilfeleistung wollen sie sich nicht nachsagen lassen. Aber mit den sehr zögerlich bereitgestellten Hilfsmitteln zur Abwehr des Angreifers soll sich die Ukraine alleine herumquälen, was sie auch trotz aller Verzweiflung versucht. Bis jetzt ist völlig unklar, wann sie trotz all der großen Opfer die Niederlage wird hinnehmen müssen.

Ich mag keine Auferstehung feiern, schon gar nicht, wenn neben mir meine Nachbarn erschlagen werden. Von wem? Von einem sich Christ nennenden mörderischen und skrupellosen Kriegsherren, also einem Terroristen, vor dem seine nichtterroristischen Untertanen nur noch Angst haben, außer denen, die ihn anhimmeln, ja als Boten Gottes sehen! Der Schriftsteller August von Kotzebue sagte einmal: „Es gibt kein grausameres Tier als ein Mensch ohne Mitleid“. Ich empfinde, Putin hat dieses Ziel erreicht. Dass ein Religionsführer wie der Partiarch Kyrill sein Freund ist und ihm noch geistige Schützenhilfe leistet, zeigt erneut, wie menschenunfreundlich selbst die christliche Religion sein kann, die sich gerne als die Grundlegung der Menschenrechte ansieht. Sie verkündet immer wieder die Menschenfreundlichkeit Gottes. Wie ernst nehmen dies ihre Bischöfe und Priester, ihre Führer? Am 2. März nahmen dies die polnischen Bischöfe sehr ernst, indem ihr Vorsitzender an Patriarch Kyrill schrieb u.a.: „Ich bitte Dich, dass Du die russischen Soldaten aufrufst, die Ausführung der Befehle zu verweigern....“, das sei ihre „moralische Pflicht“. Das ist gewaltloses Engagement. Aber warum ist das nicht zu hören vom Papst, von den deutschen Bischöfen, von evangelischer Seite? Waffengewalt wird durchweg abgelehnt, aber warum reist oder pilgert kein Papst, kein Dalai Lama, keine Frau Käßmann nach Moskau oder Kiew? Warum wird das polnische Bischofswort m. W. nirgends wenigstens veröffentlicht und in kirchlichen Schaukästen ausgehängt? Ich habe das in meinem Heimatort nur beim ev. Pfarrer geschafft und bei einer Privatperson, wo das Schriftstück prompt abgerissen wurde.

Es wird 21 Uhr. Meine wesentlichen Gedanken, in Kürze, zu diesen kriegerischen Zeiten habe ich niedergeschrieben. Ich fühle mich ohnmächtig. Ich werde wohl keine Gottesdienste besuchen. Ich habe aufgehört, an die Macht von Gebeten zu glauben, erst recht bei formelhaften liturgischen Gebeten. Ich mag auch keine völlig unzeitgemäßen Bibelzitate mehr in der Tageszeitung, und ich bin sicher: keiner kann etwas damit anfangen!

Verzweifelt bin ich, wenn ich daran denke, dass kein Mensch Putin entmachten und stoppen kann, und dass täglich weiter zahllose Menschen sterben müssen, weil die Nachbarländer nicht genug behilflich sind, Putin zu stoppen. Wir bleiben am Leben, weil wir den Ukrainern nur ein wenig helfen. Sie sterben, weil wir ihnen zu wenig helfen. Wie soll ich das meinen 3 Enkelkindern erklären, eines Tages oder schon heute? Werde ich wieder schlecht schlafen heute Nacht?

Karlheinz Fritz


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