Nun hat sich die bisher als Bundesverteidigungsministerin völlig profillose Dame endlich einmal aus ihrem Mauseloch hervorgewagt und ein Konzept für das syrische Konfliktgebiet vorgelegt, da wird dieses Konzept von politischen Nichtstuern zerredet und zerrissen. Man könnte sich ja ebenso gut parteiübergreifend zusammensetzen und aus einem Rohbau ein fertiges Gebäude machen. Davon kann aber offensichtlich keine Rede sein. Eine Schutzzone ist etwas Vorläufiges, ein Provisorium, das nur so lange gilt, bis etwas Endgültiges geschaffen worden ist. Was kann vernünftigerweise das Endgültige sein?
Das Endgültige, dessen Schaffung seit über hundert Jahren überfällig ist, ist die Gründung eines souveränen Staates Kurdistan. Vielleicht sollten sich die lautstarken Politiker, die im nahöstlichen Brei herumrühren, einmal an das Völkerrecht im Allgemeinen und das Selbstbestimmungsrecht der Völker im Besonderen erinnern, das durchaus als Wegweisung für die Konfliktlösung dienen kann. Der deutsche Außenminister hätte darauf auch schon längst kommen können.
Erdogan will in der von ihm geforderten Schutzzone Flüchtlinge ansiedeln. Das von ihm anvisierte Territorium ist jedoch Bestandteil Syriens. Findet dieses Vorhaben den Beifall Assads? Der möchte sicher selber darüber bestimmen, was auf syrischem Boden geschieht.
Den Kurden wurde nach dem ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches schon einmal ein eigener Staat versprochen, was von Kemal Atatürk hintertrieben wurde. Die Kurden sind von den Mächtigen dieser Welt immer wieder um ihre Hoffnungen betrogen oder aber im Stich gelassen worden wie jüngst von den USA. Erdogans Definition „Kurden gleich Terroristen“ wurde von den trägen Europäern nur zu gern übernommen. Da musste man sich nicht mit dem NATO – Mitglied Türkei und dem EU – Beitrittskandidaten anlegen.
Empfehlung an den deutsche Außenminister und die deutsche Verteidigungsministerin: machen Sie aus dem Rohentwurf ein detailliertes Konzept von der Schutzzone, die Ihnen vorschwebt – mit oder ohne Bundeswehrsoldaten – und machen Sie der Welt deutlich, dass Deutschland die Forderung an die internationale Gemeinschaft erhebt, die anvisierte Schutzzone als Übergangsform zur endgültigen Gründung eines souveränen Staates Kurdistan zu betrachten! Für dieses Projekt müssen neben der Türkei und Syrien der Iran und der Irak „mit ins Boot“ geholt werden.
Möge der deutsche Außenminister auf die geniale Idee kommen, den Präsidenten der USA aufzufordern, die Kurden für den Verrat, den er mit dem Abzug der US – Truppen an ihnen begangen hat, nunmehr damit zu entschädigen, dass er sich für die Gründung eines souveränen Staates Kurdistan einsetzt! Otfried Schrot