Die Verhandlungen über das 750-Milliarden-Programm zur Bewältigung der Corona-Wirtschaftskrise drohen zu einer Zerreißprobe für die EU zu werden.
Die Positionen der 27 EU-Staaten liegen weit auseinander. EU – Ratschef Charles Michel zufolge sind noch alle Knackpunkte offen: das Gesamtvolumen, das Verhältnis zwischen Zuschüssen und Krediten, die Kriterien für die Verteilung des Geldes und die Frage, ob dies enger an den durch Covid-19 entstandenen Schaden in den jeweiligen EU-Staaten geknüpft werden sollte. «Nun gehen wir eine andere Phase über: Wir werden verhandeln», sagte Michel. Er wolle sofort loslegen.
Der Leserbriefschreiber schlägt den Uneinigen ein Verfahren vor, sich zu einigen,das „gewichtete Präferenzverfahren“, in welchem jeder der 27 teilnehmenden Staaten eine mathematisch gleiche Chance hat, auf die Ermittlung der Konfliktlösung einzuwirken: mit dem ersten Schritt legt jeder der 27 Staaten dem EU – Ratschef seinen Vorschlag für die Geldverteilung vor. Mit dem zweiten Schritt bewertet jeder Staat die vorgelegten Vorschläge mit einer „Gewichtung“,die jedem Staat als beste Lösung erscheinende Variante mit 27 Punkten, die zweitbeste mit 26 Punkten, die drittbeste mit 25 Punkten und so fort bis zur Bewertung der letzten der vorgelegten Lösungen mit einem Punkt.In einem dritten Schritt werden die Punkte addiert, die jeder Vorschlag erhalten hat.Der Vorschlag mit der höchsten Punktzahl wird als Beilegung der „europäischen Meinungsverschiedenheit“ akzeptiert. Am Anfang der ganzen Prozedur muss man sich nur darauf einigen, dass man sich nach diesem Verfahren einigen will. So kann das Auseinanderfallen Europas in einem endlosen Streit über die Geldverteilung vermieden werden.Der Leserbriefschreiber hat das Verfahren in seinem Buche „Zwanzig Appelle eines Zornigen an die Welt oder der Ersatz für den Krieg“, erschienen 2014 im Novum – Verlag, ausführlich beschrieben. Er hat ein Exemplar dieses Buches außerdem nach seiner Veröffentlichung der Bundeskanzlerin vorgelegt. Möge sie sich daran erinnern,wenn der „Zug nach Europa“ in einem endlosen Streit zum Stillstand kommt! Otfried Schrot