Der Kongress der Vereinigten Staaten hat mit der Absegnung des Verbrechens des ehemaligen Präsidenten, eine hasserfüllte Meute dazu aufgestachelt zu haben, die „heilige Halle des Kongresses der Vereinigten Staaten“ zu stürmen, das Ansehen der amerikanischen Demokratie in irreparabler Weise besudelt. Künftige Generationen amerikanischer Bürger werden die amerikanische Geschichte unterteilen in die Zeit vor der Erstürmung des Kapitols und in die Zeit danach. Die Zeit ist vorbei, in der die lichterfüllte amerikanische Demokratie ihre Soldaten in die finsteren Ecken der Welt entsenden konnte, um dort Menschenwürde, Gerechtigkeit und Freiheit einzuführen. Bei jedem weiteren Versuch dieser Art wird den USA der Ruf entgegenschallen: „Bringt doch erst einmal euren eigenen Laden in Ordnung!“ Der persönliche Magnetismus eines Größenwahnsinnigen, Lügners, Hetzers, Hassers und Verächters der Menschenwürde auf seine ihm hörigen Gefolgsleute hat alles verdorben. Die USA haben mit den Ereignissen des 6. Januar 2021 und des 13. Februar 2021 auch ihr Glaubwürdigkeit als Führungsnation eines Bündnisses verloren.
Die Europäer müssen jetzt Entschlüsse fassen. Im nächsten Jahr sind in den USA Wahlen zum Kongress. Sollten die für die Republikaner günstig verlaufen, wird der vom Erfolg Berauschte noch einmal das Präsidentenamt anstreben. Dann wird es Zeit für die Europäer, zu entscheiden, ob sie sich einem NATO – Führer Trump noch einmal unterordnen wollen oder ob sie dann endlich zu der Erkenntnis gelangen, dass sie außerhalb des Bündnisses sicherer sind als innerhalb. Die Kündigungsfrist im Nordatlantikpakt beläuft sich auf ein Jahr. Otfried Schrot