Das Flüchtlingssterben im Mittelmeer hält unvermindert an, vor allem deshalb, weil wir jetzt wieder in die Jahreszeit kommen, in der die guten Wetterperioden mit stiller See länger dauern. Die Grenzschutzorganisation „Frontex“ informiert, je nach dem, in wessen Zuständigkeitsbereich sie Flüchtlinge antrifft, entweder die Rettungsleitstellen in Malta oder Rom oder aber die libysche Küstenwache direkt, die die Flüchtlinge wieder „einfängt“ – ein völkerrechtswidriger Vorgang.
Die Aussicht, in Libyen ins Gefängnis zu kommen, schreckt sie jedoch von ihrem verzweifelten Versuch, Europa zu erreichen, nicht ab.
Nach dem Zeiten Weltkrieg mit 70 Millionen Toten und 12 Millionen Flüchtlingen sollte auf der Welt alles besser werden. Mit dem Entsetzen über das im Kriege Erlebte noch im Nacken schrieben sich die Völker der Welt in ihr Stammbuch, die „Charta der Vereinten Nationen“: „Wir, die Völker der Welt, sind fest entschlossen, künftige Generationen vor der Geißel des Krieges zu bewahren!“
Die „feste Entschlossenheit“ hat nicht lange gehalten. Die nachfolgenden Generationen von Politikern sahen das lockerer. 80 Millionen Menschen waren Mitte 2020 auf der Flucht. Sie fliehen nicht nur vor unerträglichen Zuständen, sondern müssen auch in den Ländern, in welche sie fliehen, mit Feindschaft und unerträglichen Misshandlungen rechnen.
Das Leid der Leidenden hat in der Weltpolitik jedoch weniger Gewicht als die Herrschsucht und die Profitgier der Mächtigen, die bestrebt sind, ihre Ziele mit Waffengewalt zu erreichen und die zu diesem Zwecke die dienstbereite Rüstungsindustrie mit Steuergeldern füttern. Immer wirkungsvollere Waffen werden auch immer teurer ebenso wie die anschließenden Kriege und der Wiederaufbau nach der Zerstörung. Niemand wirft die Frage auf, wohin das führen soll.
Die größten Waffenexporteure der Welt waren im Zeitraum 2014 – 2018:
1.)USA 36%, 2.) Russland 21%, 3.)Frankreich 7%,4.) Deutschland 6%,5.)China 5%.
Rüstungsausgaben weltweit 2019:1.920.000.000.000 US-Dollar (2,2% der globalen Wirtschaftsleistung werden damit sozialen und ökologischen Zwecken entzogen).
Wir können davon ausgehen, dass die USA nicht das geringste Interesse daran haben, dass der „ewige Kriegszustand“ auf dieser Welt ein Ende nimmt.
Es wäre ohne weiteres möglich, die „Methode Krieg“ auf Grund eines internationalen Vertrages durch ein gewaltfreies Verfahren zur Lösung von Konflikten zu ersetzen. Das Schachspiel ist ein „Krieg ohne Gewalt“. Aber daran haben die Großverdiener in Politik und Wirtschaft kein Interesse. Lieber „schlagen sie die Welt in Stücke“. Hauptsache, das Bankkonto stimmt. Deshalb wird auch keine Denkfabrik mit entsprechend geschulten „Eierköpfen“ - z.B. von Präsident Biden oder Präsident Putin oder der Bundeskanzlerin – beauftragt , ein solches die Menschheit rettendes Verfahren zu entwickeln.
Solange der Profit den Vorrang vor der Moral hat, wird es mit der Menschheit und ihrem Lebensraum unaufhaltsam bergab gehen und noch viele Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken. Mit Blick auf die 13400 Atomsprengköpfe, die niemand abrüstet und die daher auf die Narren warten, die sie schließlich einsetzen, können wir sogar sagen: Bis wir den Punkt ohne Wiederkehr überschritten haben!
Das Schlimmste: Der Verantwortliche, der die Menschheit zurückbringt auf einen „Überlebenskurs“, ist nicht in Sicht. Frieden ist nur ein Wort.
Otfried Schrot
Oberstleutnant a.D.
Autor des Buches „Zwanzig Appelle eines Zornigen an die Welt oder der Ersatz für den Krieg“
204 novum publishing gmbh, ISBN 978 – 3 – 99038 – 326 – 1
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