Adolf Hitler, der „Meister der politischen Trümmerfelder“, wollte mit der Auswahl eines Sonntags für seinen Überfall auf Russland offensichtlich nicht nur dem russischen Volke eine Ohrfeige versetzen, sondern auch Gott den Herrn dafür bestrafen, dass er ihn geschaffen hatte, einen Mann, dem heute noch Unverbesserliche nachtrauern. Wie voll muss der „Topf des Hasses“ bei diesem Mann gewesen sein! Bundespräsident Steinmeier stellte am Freitag, 18. Juni, anlässlich einer Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Überfalls von Nazi-Deutschland auf die Sowjetunion im ehemaligen Offizierskasino der Wehrmacht in Berlin-Karlshorst, nach Kriegsende Hauptsitz der Roten Armee und Ort der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 und heute Museum, folgendes fest: „Der deutsche Krieg gegen die Sowjetunion war eine mörderische Barbarei! Die Sowjetunion hatte mit 27 Millionen Toten die Hauptlast des Zweiten Weltkrieges zu tragen. Bedauerlicherweise sind diese Millionen nicht so tief in das kollektive Gedächtnis der Deutschen eingebrannt wie ihr Leid und unsere Verantwortung es erfordern!“
In der Tat. Unter dem Eindruck der nach dem Kriege einsetzenden Dauerpropaganda, welche die „Bedrohung aus dem Osten“ zum Thema hatte, haben wir Deutschen die Russen nur als Bedrohung wahrgenommen und dabei vergessen, dass sie zuvor Opfer einer verbrecherischen deutschen Politik gewesen sind.
Von wegen „Bedrohung aus dem Osten“: russische Armeen sind nie als Erste nach Westeuropa marschiert, sondern nur, um Eindringlinge zurückzujagen, erst Napoleon, dann Hitler! Immerhin hat die Kriegsindustrie in den USA und in Westeuropa mit der vorgeblichen „Bedrohung aus dem Osten“ 75 Jahre lang ihre Auftragsbücher gefüllt.
Fazit: Deutschland schuldet allen Völkern im Osten eine überzeugende Willensbekundung zur Freundschaft! Erschwert wird das dadurch, dass wir Deutschen im Zuge einer langen Mitgliedschaft in der Nato zu hörigen Vasallen der USA geworden sind, gelernt haben, die Russen nicht zu mögen und den Interessen der USA Vorrang vor den Interessen Europas einzuräumen.
Die Russen und ihre Nachbarvölker sind Weltbürger wie wir und verbringen ihr Leben unter demselben Sternenhimmel. Es gibt keinen Grund zum Hass.
Wir sollten uns beim Streben nach freundschaftlichen Beziehungen zu den Völkern Osteuropas weder von Einflüsterungen der USA noch von den „Besonderheiten“ der osteuropäischen Führer irritieren lassen. Die gehen auch wieder. Wladimir Putin hat in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag am 25. September 2001 nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa beide Hände entgegen gestreckt. Wenn sowohl deutsche als auch europäische Politiker „den Ball aufgefangen hätten“, könnten die Beziehungen Westeuropas zu Russland heute ganz anders aussehen! Eindringliche Bitte an die deutsche Politik: fangen Sie endlich an, eine Ostpolitik zu machen, die europäischen Interessen entspricht und nicht von Einflüsterungen, Versprechungen und Drohungen aus Washington beeinflusst wird! Wir müssen endlich begreifen, dass die Interessen Washingtons und Europas nicht immer übereinstimmen.
Am Donnerstag, 24. Juni wird der Außenminister der USA, Antony Blinken, mit Außenminister Maas zusammentreffen, um mit ihm eine Vereinbarung über eine engere Zusammenarbeit zwischen den USA und Deutschland zu unterzeichnen.
Hoffentlich wird Deutschland mit dieser Vereinbarung nicht endgültig zu einer Kolonie der USA, die uns jedes außenpolitischen Handlungsspielraums beraubt!
Seien wir uns darüber im klaren, dass auch unter Präsident Biden gilt, was Präsident Trump ausgesprochen hat: „America first!“
Otfried Schrot
Oberstleutnant a.D.
Autor des Buches „Zwanzig Appelle eines Zornigen an die Welt oder der Ersatz für den Krieg“
204 novum publishing gmbh, ISBN 978 – 3 – 99038 – 326 – 1
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