Auf der Freiheitsstatue im Hafen von New York findet sich die folgende Inschrift:
Gebt mir eure Müden, eure Armen,
Eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren,Die bemitleidenswerten Abgelehnten eurer gedrängten Küsten;
Schickt sie mir, die Heimatlosen, vom Sturme Getriebenen,
Hoch halte ich mein Licht am goldenen Tore!
Sende sie, die Heimatlosen, vom Sturm Gestoßenen zu mir.
Hoch halte ich meine Fackel am goldenen Tor.
Diese Verheißung an die Zuwanderer verträgt sich schlecht mit der Brutalität, mit welcher Zehntausende verzweifelter Haitianer, die Einlass in die USA begehren, am Rio Grande von den Behörden der USA zurück ins Elend getrieben werden.
Amerikanische Politiker regen sich zwar über die angeblichen Umerziehungslager der Chinesen für die Uighuren auf. Es scheint aber keinen großen Unterschied zu geben zwischen der chinesischen und der amerikanischen Auffassung von Humanität.
Die USA haben 837 Milliarden Dollar für den zwanzigjährigen "Krieg ohne Sieg" in Afghanistan "zum Fenster hinausgeworfen", aber die Millionäre im Kongress der USA kommen nicht auf die Idee, einen Sozialplan zur Behebung des Elends in Lateinamerika aufzustellen, der sie zugleich vom „Zuwanderungsdruck“ aus dem Süden befreien würde.
Es wird sehr deutlich, dass die letzten Ziele amerikanischer Weltpolitik Macht und Profit sind und nicht Moral und Erbarmen, und dass der Krieg – schon seit der Ausrottung der Indianer – die Lieblingsmethode der USA zur Erreichung ihrer Ziele ist und bleibt, wie der im Internet für jedermann zugängliche „Sündenkatalog“ der CIA beweist.
Es ist die Überzeugung des Verfassers dieser Zeilen, dass Europa erst dann zu voller politischer Souveränität gelangen wird, sobald es sich aus dem Sog des politischen Fahrwassers der USA freigeschwommen und sich dadurch von der Hörigkeit gegenüber den USA befreit hat.
Otfried Schrot