Der deutsche Außenminister nimmt den Begriff besonders gern in den Mund, meistens in Zusammenhang mit einem Hinweis darauf, dass der Westen sich daran hält und der Osten nicht.
Er sollte den Mund nicht so voll nehmen.
Weder der Osten noch der Westen halten sich an die „regelbasierte internationale Ordnung“, schon gar nicht unser großartiger wichtigster Verbündeter, die USA. Die USA sind vom Beginn des 20. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts von einer militärischen Gewalttat zur anderen geschritten, gestützt auf Lügen, mit denen sie den Angegriffenen die Kriegsschuld zugeschoben haben und ohne Respektierung der „regelbasierten internationalen Ordnung“!
Die zurzeit wichtigste Grundlage der internationalen Ordnung ist die Charta der Vereinten Nationen von 1945, die aus der Mitte des 20. Jahrhundert stammt und den Erfordernissen des 21. Jahrhunderts schon längst nicht mehr genügt.
Der wichtigste Satz darin ist ein völkerrechtlich verbindliches Versprechen an die Jugend der Welt: “Wir sind fest entschlossen, künftige Generationen vor der Geißel des Krieges zu bewahren!“
Leider hat die ganze politische Welt in den verstrichenen 77 Jahren noch keinen einzigen Schritt vom Wort zur Tat getan.
Schön wäre es, wenn sich der nächste deutsche Außenminister – oder die nächste deutsche Außenministerin – jetzt endlich vor die Generalversammlung der Vereinten Nationen stellen würde und erklären würde:
„Meine Damen und Herren, wir haben die Jugend der Welt 77 Jahre lang auf die Einhaltung dieses Versprechens warten lassen. Statt den jungen Generationen die versprochene Weltordnung des Friedens zu schenken, haben wir sie auf den Schlachtfeldern der Welt „verheizt!“ Nun ist es aber genug damit! Ich schlage vor, dass wir beschließen, zu diesem Versprechen jetzt endlich einen U m s e t z u n g s p l a n zu erstellen und dann unseren großen, edlen Worten von 1945 endlich Taten folgen zu lassen!“
Otfried Schrot