Die Gründungsnationen haben, mit dem Entsetzen der Gräuel des Zweiten Weltkrieges noch frisch in der Erinnerung, 1945 die UNO gegründet, zeitgleich mit deren Verfassung, der Charta der Vereinten Nationen, als Rechtsgrundlage für eine zukünftige Weltfriedensordnung. Erhalten geblieben ist davon nach 77 Jahren nur das Dokument. Der Wille sowohl der verantwortlichen Politiker als auch der Bürger, sie umzusetzen, ist zerbröckelt.
Was sind die Ursachen dafür?
1.)Für viele Unterzeichner war dieser Akt nur eine Gefälligkeit gegenüber dem Initiator, Präsident Franklin D. Roosevelt. Stalin hat von Anfang an an seinem Ziel, der Weltrevolution, festgehalten, woraus sich alsbald der Kalte Krieg zwischen Ost und West entwickelte.
2.)Der Wille, Konflikte gewaltlos zu lösen, ist von Anfang an nur schwach gewesen.
Dieser Umstand ging einher mit dem von der Industrie durch Parteispenden an die Politik unterstützten Drang, an der militärischen Rüstung zu verdienen.
3.)Es hat weder eine Rechtsinstanz gegeben, die die Einhaltung und Umsetzung der Absichtserklärungen in der UN – Charta überwacht hat noch eine solche, welche die Nichteinhaltung und Nichtumsetzung bestraft hat. Der Mensch ist leider so beschaffen, dass er vor Gesetzen und Verträgen keinen Respekt hat, deren Bruch nicht mit Strafe bedroht ist.
Sollen wir uns um das alles nicht besser einfach „gar nicht kümmern“?
Falsch. Unsere Welt befindet sich heute einem ganz anderen Zustand als 1945 – mit neuen Notwendigkeiten, Problemen und Bedürfnissen. Wir nähern uns zurzeit immer mehr einem großen Chaos, in welchem jeder macht was er will. Amerikanische Präsidenten lassen mit Kampfdrohnen ihnen missliebige Generale anderer Staaten abschießen, ohne Kriegserklärung, ohne Anklage, ohne Gerichtsverfahren, ohne Verurteilung – einfach so. Autoritäre Herrscher schicken Mordkommandos in andere Staaten, um dort politische Gegner liquidieren zu lassen, soziale Netzwerke wie Facebook und Telegram suchen sich Standorte aus, an denen sie von der Justiz am schwersten zu fassen sind, das gleiche gilt für kriminelle Aktivitäten im Internet sowie für Finanzhaie, die sich exotische Inseln für ihre Briefkastenfirmen als Wirkungsstätte aussuchen, fernab von unbequemen Finanzämtern. Die Welt hat ein Bedürfnis nach mehr Sicherheit, lokaler wie globaler, die nur durch ein Netz eines immer dichter gewobenen internationalen Rechtes zu erreichen ist, dass verhindert, dass sich Kriminelle durch internationale Standortwechsel der Bestrafung entziehen können. Also müssen wir handeln!
Was wir brauchen, ist eine auf internationalen Konsens gegründete, den Bedürfnissen der Welt im 21. Jahrhundert gemäße „Verfassung der Menschheit“, die bewirkt, dass die Organisation des menschlichen Zusammenlebens so reibungslos funktioniert wie eine gut geölte Maschinerie – vor allem: ohne Krieg!
Möge der deutsche Bundeskanzler auf der nächsten G7 – Konferenz den Einfall haben, das Thema anzusprechen!
Otfried Schrot