Die Charta der Vereinten Nationen von 1945, Produkt des Entsetzens über den gerade zu Ende gegangenen Zweiten Weltkrieg und des von diesem Entsetzen produzierten entschlossenen Willen zur Schaffung einer besseren Welt, ist gescheitert.
Das liegt nicht allein an Russland, sondern auch an den USA und China, die alle drei vom „Landgewinn“ bei günstigen Gelegenheiten und unter verschiedenen Bezeichnungen träumen, aber auch von der Liquidierung missliebiger Regierungen!
Überall im Leben und in der Welt ist es so, dass die Kleinen dem guten oder bösen Beispiel, mit dem die Großen voran gehen, folgen.
Die schlimmsten Entgleisungen haben sich die drei ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates, die USA, Russland und China geleistet, die seit 1945 in Cowboymanier bei der Verfolgung ihrer Interessen „mit Fäusten, Ellenbogen, Lasso, Peitsche und Pistole“ der Menschheit mit schlechtem Beispiel vorangegangen sind. Alle drei sind Atombombenbesitzer. Der Internationale Gerichtshof, der Internationale Strafgerichtshof so wie der Internationale Seegerichtshof und UN – Resolutionen spielen bei der Verfolgung ihrer Interessen nur eine untergeordnete Rolle in den Überlegungen der Mächtigen.
Die derzeitige Weltrechtsordnung ist so brüchig, dass sie die Schutz suchenden Menschen nicht vor der Willkür der Machthaber zu schützen vermag. Neun Staaten der Welt verfügen über zusammen ca.13 000 Atombomben.
Die UNO wird nicht umhin kommen, sich endlich einmal mit der Frage zu befassen:
„Wollen wir uns eine Weltordnung schaffen, die mit einem so stabilen und wirkungsvollen Recht ausgestattet ist, dass sie jedem Menschen Schutz zu bieten vermag? Oder wollen wir die Dinge treiben lassen, bis die Welt unter der Willkür der Atommächte zugrunde geht? Einer der wichtigsten derzeit gültigen und in Umsetzung befindlichen internationalen Verträge ist der Klimavertrag mit knappen zu beachtenden Fristen. Dieser Vertrag wird keine Chance haben, wenn ständig irgendwo Kriege geführt werden, weil Machthaber ihre Sehnsucht nach Grenzziehungen in alten Zeiten nicht beherrschen können.
Noch eine andere Überlegung muss angestellt werden. Wir müssen immer wieder erleben, dass Machthaber einen psychisch labilen Eindruck machen. Uns völlig unbekannte zukünftige Machthaber werden über 13000 Atombomben verfügen.
Ist es ganz ausgeschlossen, zu befürchten, dass ein zukünftiger „Irrer“ sich einer oder mehrerer dieser Atombomben bedient und mit deren Einsatz unserer Welt möglicherweise eine irreparablen Schaden zufügt? Ist es nicht Aufgabe der ganzen Menschheit, zum Wohle der nachwachsenden Generationen die Frage der Abschaffung der vorhandenen Atombomben zu diskutieren?
Wenn wir den künftigen Generationen eine bessere Welt hinterlassen wollen,
dann müssen wir die überfällige globale politische Debatte mit mehr Moral, mehr Verantwortungsbewusstsein, mehr Vernunft, mehr Selbstkritik, mehr Toleranz, mehr Erbarmen für die Schwachen und mit weniger Machtgier, Profitgier, Hass und Bosheit führen! Die Zeit ist reif. Die deutsche Außenministerin sollte in der UNO zum Beginn dieser Debatte den Anstoß geben.
Otfried Schrot