Leserbrief zum Thema „Brüdergemeinde macht Regisseurin Vorwürfe wegen des Dokumentarfilms 'Die Kinder aus Korntal'“, Leonberger Kreiszeitung vom 28.09.2024
Das ungeheure Ausmaß des Missbrauchs, der in den Korntaler Jugendhilfeeinrichtungen stattgefunden hat, kommt erst allmählich ans Licht. Von 81 Tätern weiß man inzwischen, die Zahl der Betroffenen lässt sich nicht genau beziffern, sie liegt wohl zwischen 150 und 300. Kürzlich sprach mich eine Frau in Korntal an und meinte, auch sie sei von Missbrauch betroffen, sie fühle sich aber seelisch nicht in der Lage, am Aufarbeitungsprozess teilzunehmen. Die Zahl der Betroffenen ist also noch höher als bisher angenommen.
In pietistischen und evangelikalen Kreisen ist gerne vom „Buße tun“ die Rede. Möglicherweise wäre genau das nun die einzige angemessene Reaktion auf Seiten der Brüdergemeinde - Buße tun oder Schweigen.
Stattdessen kritisiert man nun den Film, der das unvorstellbare Grauen dokumentiert und behauptet, der Film gefährde das inzwischen aufgebaute Vertrauen zwischen Gemeinde und Betroffenen. Meine Reaktion: Kopfschütteln und Ratlosigkeit.
Andreas Schönberger