Seit 152 Jahren ist das metrische System (Meter, Kilogramm, Liter) für Maße und Gewichte in Deutschland gesetzlich verankert. Auf Basis der 10 werden aus Gründen der Praktikabilität höhere und kleinere Einheiten z. B. mit den Vorsätzen Dezi, Hekto, Centi, Milli oder Kilo benutzt. Dennoch haben sich bei einigen Warengruppen die Gewichtsangaben „Pfund“ oder „Zentner“ bis heute im allgemeinen Sprachgebrauch noch hartnäckig gehalten. Vor 100 Jahren war deren Anwendung allerdings noch weit verbreitet, wie ich aus dem Haushaltsbuch aus dem Jahre 1924 meiner Großeltern ersehen konnte. Noch heute ist die Gewichtsangabe „Pfund“ in den Bäckerläden, insbesondere für Brotwaren noch geläufig. An den Fleischtheken schwindet sein Gebrauch schon auffällig. Die Gewichtsangabe „Zentner“ wurde sehr oft im Brennstoff- und Baustoffhandel benutzt. In der jetzigen Zeit schwindet dieses Wort immer mehr aus dem Sprachgebrauch, was wahrscheinlich auch mit der Gebinde-Größen der genannten Warengruppen zusammenhängt. Bis Ende des 20. Jahrhunderts waren die Gebinde noch 50 kg schwer, heute liegen sie zwischen 25 bis 30 kg. Bei einer anderen alten Maßeinheit schwindet der Begriff mehr und mehr. Es handelt sich um das Hohlmaß „Schoppen“. Ein Grund für seinen sprachlichen Rückgang liegt sicher auch darin, dass es in den verschiedenen Landesgebieten keine einheitliche Definition für ihn gab. Er lag üblicherweise zwischen 0,2 bis 0,25 Liter. Vor ein paar Jahren fand ich sogar auf der Weinkarte in einer kleinen Weinstadt in Rheinland-Pfalz einen Schoppen Landwein mit der Erklärung , dass dies 0,5 Liter entspräche. Heute findet man für offene Weine auf den Getränkekarten fast ausschließlich die Angaben 0,2 l oder 1/4 l.
Dr. Helmut Jendro