FAZ vom 15.06.2024 wie Bild
Sehr geehrter Herr Dr. Müller,,
in Ihrem Artikel spannen Sie einen weiten Bogen "für eine gedeihliche Zusammenarbeit", ich vermisse aber einen aus meiner Sicht und Erfahrung besonders wichtigen - die Integration der Eingereisten.
Der ehemalige hessische Ministerpräsident Georg-August Zinn hat Anfang der 1960er Jahre den Satz geprägt: " Hesse ist, wer Hesse sein will". Den kann und sollte man einfach erweitern in "Deutscher ist, wer Deutscher sein will", und dafür bedarf es keineswegs eine (neue) "Entscheidung wer unter welchen Bedingungen künftig zum hiesigen Staatsvolk gehören soll", denn diese Bedingungen sind seit dem 23.05.1949 im "Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland" festgelegt.
Ich verantworte seit 2016 im Rahmen eines mehrerer Frankfurter Lions-Clubs das Integrations-Projekts "Together Frankfurt" (www.together-frankfurt.de), das sich an Frankfurter Schulen mit schwerpunktmäßig Migranten/Flüchtlings-Klassen richtet, das sich über vier aufeinander aufbauenden Exkursionen ziehende Angebot "Geschichte der Bundesrepublik Deutschland". Die erste Exkursion ist jeweils ein Besuch der Dauerausstellung im "Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland", ergänzt die Ausstellung "Unser Grundgesetz" im ehemaligen Bonner Bundeshaus/Bundesrats-Gebäude. Dort werden in anschaulicher Weise die wichtigsten Artikel des Grundgesetzes - und deren Hintergründe! - dargestellt, erklärt und in einer anschließenden Diskussion im ehemaligen Plenarsaal des Bundesrats, in dem das Grundgesetz einst unterschrieben worden ist, diskutiert.
Die teilnehmenden Schulen sind außerordentlich dankbar dafür, ergänzen sie doch den Geschichtsunterricht, in dem zwar intensiv Altertum und Mittelalter behandelt werden, die jüngere Geschichte aber, also insbesondere die des Nachkriegsdeutschlands, oft viel zu kurz kommt, obwohl doch gerade sie am greifbarsten und geeignetsten ist, um die heute Lage Deutschlands, Europa und der Welt HEUTE zu verstehen.
In einem weitere Ehrenamt bin ich gelegentlich für die Tafel Rüsselsheim im Einsatz beim Einsammeln von Lebensmittelspenden in den Supermärkten. Dabei stelle ich fest, dass in diesen Märkten schätzungsweise deutlich mehr als die Hälfte der Mitarbeiter Menschen mit Migrationshintergrund sind, viele auch, die erst mit der 2015er Welle eingereist sind. Würden alle diese Mitarbeiter, und vergleichbare z. B. in Logistikunternehmen, Pflege, Hotellerie und Gastronomie, und sonstigen Dienstleistern aller Art auch nur für 1 Tag in einen Generalstreik treten, dann würde das Leben in Deutschland zusammenbrechen - und dabei all jenen vor allem von Rechtsaußen das Mail stopfen, die "Deutschland den Deutschen" grölen.
Mit freundlichem Gruß
Walter Krombach