Liebe Leser, liebe Schreiber,
es wird zur Zeit sehr viel über die Medien und ihre Berichterstattungen diskutiert.
Es geht um Pressefreiheit und Pressezensur, es geht um einseitige Berichterstattung und Falschmeldungen. Was dürfen die Medien nicht? Und was ist ihre Hauptaufgabe?
Das ist natürlich ein weites Feld und weil ich auch nicht weiß, was richtig und was falsch und was gut und was böse ist, habe ich mich in die Literatur geflüchtet.
Zum Glück fiel mir „ Jakob der Lügner“, das Buch von Jurek Becker ein. Der Stoff wurde von der Defa verfilmt und erhielt eine Oscarnominierung sowie 1974 auf der Berlinale den silbernen Bären.
Jurek Becker lebte als Kind in einem polnischen Ghetto und befreundete sich dort mit einem Juden namens Jakob.
Dieser Jakob, so erzählt er in der Geschichte, verbreitet unter den Mitbewohnern Nachrichten aus einem Radio, dass er angeblich besitzt. Diese Nachrichten melden, dass die rote Armee immer näher rückt.
Die Bewohner glauben Jakob und seinen Nachrichten, klammern sich an diese Hoffnung und schöpfen wieder Mut.
Aber Jakob hat kein Radio und seine Nachrichten sind frei erfunden, also Falschmeldungen, d.h. Lügen.
Diese Falschmeldungen aber bewirken eine sehr positive Änderung der Stimmung bei den Juden. Die Geschichte hat leider kein positives Ende, weil es kein Märchen, sondern ein geschichtliches Ereignis ist.
Ebenso ist es mit Weihnachtsmann und Osterhase. Wenn die Kinder mit den Geschenken der beiden nicht zufrieden sind, so können sich die Eltern ganz problemlos mit einer Lüge herausreden, denn sie sind ja nicht schuld an den verfehlten Gaben.
Also ich will damit nur andeuten, dass man auch dieses Problem von einer anderen Seite betrachten kann.
Andererseits haben Falschmeldungen natürlich schon schlimme Folgen gehabt.
So soll, wie ich neulich hörte, der Brexit aufgrund einer Falschmeldung ausgelöst worden sein.
Von den Fake News in der Corona Zeit, will ich gar nicht reden.
Das Leben ist halt nicht so einfach und das Denken dürfen wir uns nicht abgewöhnen.
Mit nachdenklichen, aber schmunzelnden Grüßen
I. Hollnagel