Die Tübinger Rhetoriker loben Habeck als „mitfühlenden Denker“. Wo bleibt aber sein ihm von unserer geschichtlichen Verantwortung aufgetragenes Mitgefühl für alle drangsalierten Völker jenseits Israels? Wo die Erkenntnis seiner wahren obersten Aufgabe, dafür zu sorgen, dass illegale Angriffskriege und Völkermorde nirgendwo mehr stattfinden? Ebenso fern wie das offizielle Deutschland einer Kritik an den Kriegen der USA und der Nato (Vietnam, Irak, Syrien, Libyen) trotz Dutzenden Millionen ihrer Opfer und Flüchtlinge immer stand, steht nun Habeck jeder Kritik daran, dass Israel in vier Wochen mehr Zivilisten umgebracht hat, als in der Ukraine in anderthalb Jahren zu Tode gekommen sind. Zwar gesteht Habeck ein, dass Flüchtlinge nicht vor israelischen Angriffen geschützt sind. Aber er kritisiert die israelische Regierung mit keinem Wort und schweigt über die über 70-jährige Vorgeschichte des Krieges. Habeck unterstützt nicht einmal die UN-Forderung nach einer humanitären Feuerpause. Seine Rede taugt nicht als Zeichen gegen den Antisemitismus, sondern lenkt vom Versagen der deutschen Regierung ab, die es zugelassen hat, dass der (importierte) Antisemitismus in Deutschland gewachsen ist.