.    Die Bürger red´ Aktion  Home of Leserbrief

SymbolBenutzer SymbolKontakt SymbolAdressenschw  SymbolA Zschw SymbolA Zschw SymbolSuchen SymbolMenue 

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Nicht gekürzt. Unzensiert. Kostenlos.

Die Abhängigkeit der Staatsanwaltschaften ist fatal. Das zeigt sich gerade
wieder einmal neu: In der Ahrtal-Katastrophe kamen 135 Menschen um ihr
Leben. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungs-Verfahren ein.
Obwohl die Zuständigen gewarnt wurden und nichts unternahmen, bis es zu
spät war, ist von Fahrlässigkeit, die ja kausal für den Tod von Menschen
war, wenn vielleicht auch nicht in jedem Einzelfall, keine Rede.
Der Ahrtalfall ist meines Erachtens ein Beispiel dafür, dass die
Staatsanwaltschaften umgebaut werden müssen und nicht mehr politischen
Weisungen unterliegen dürfen. Solange Justizministerien die übergeordneten,
weisungsbefugten Behörden der Staatsanwaltschaften sind ist keine Trennung
zwischen Justiz und Parteipolitik gegeben.
Meines Erachtens kann nur durch unabhängige Untersuchungs- bzw.
Ermittlungsrichter - jedenfalls besser - gewährleistet werden, dass die
Sachverhalte neutral aufgeklärt und entschieden werden und der Fall dem
zuständigen Prozessgericht zur Verhandlung und Aburteilung vorgelegt wird.

Wenn die Staatsanwaltschaften zu neutralen, objektiven Behörden umgebaut,
sie dem Einfluß von Parteipolitikern entzogen werden, dann wird zugleich
das in der Strafprozessordnung verbliebene, letzte inquisitorische Element
entfernt: Bis heute entscheiden die Richter, welche später auch das
Strafurteil fällen, ob die Hauptverhandlung gegen einen Angeschuldigten
eröffnet wird. Und erst in dem Moment, in dem das zuständige Strafgericht
die Entscheidung fällt, eine Hauptverhandlung durchzuführen, wird der
Angeschuldigte zum Angeklagten, obwohl die Staatsanwaltschaft zuvor eine
sogenannte "Anklageschrift" eingereicht hat. Denklogisch hat das
entscheidende Prozessgericht quasi eine "Vorverurteilung" vorgenommen,
sonst würde es keine Hauptverhandlung anberaumen.
Würden die Staatsanwaltschaften zu völlig unabhängigen Untersuchungs- bzw.
Ermittlungsgerichten umgebaut, was problemlos möglich wäre, dann würden die
Fälle dort objektiv entschieden und die Prozessgerichte hätten die
Verfahren vorurteilsfrei durchzuführen.
Die Gretchenfrage ist: Weshalb wurde das nicht schon lange gemacht? Warum
eiern Partei-Politiker schon seit Jahrzehnten herum? Mein dringender
Anfangsverdacht: Die politischen Parteien und deren Partei-Mitglieder
wollen das nicht, denn sie könnten dann zumindest weit weniger und viel
umständlicher Einfluss ausüben. Im Moment können Polit-Parteien völlig
legal Weisungen erteilen, über die Justizministerien.
Weshalb glauben Sie denn, dass es höchst, höchst selten einmal zu einer
Anklage gegen einen Partei-Politiker kam? Und in wie vielen Fällen kam es -
und gegen welche(n) Partei-Politiker - zu einer Anklage und Verurteilung
sowie zu einer Haftstrafe und zum Vollzug einer solchen?
Wer glaubt, dass sich das unter der AfD, unter deren Führungspersonal, oder
unter anderen Parteisoldaten ändert, sollte aufwachen - wovon träumen
solche Menschen nachts? Erst im letzten Monat wurde wieder eine
Novellierung des Parteien-Gesetzes vorgenommen - eine aufschlussreiche
Lektüre. Mehr Geld für die Finanzierung von Parteien wurde bereits zehn
Tage vor dem Christfest letztes Jahr im Bundestag beschlossen - ein echtes
Weihnachtsgeschenk, mit Inflationsausgleich für die Zukunft - ohne
zeitliche Begrenzung. Ebenso erhellend: Das Lesen des
Demokratiefördergesetzes - es bezweckt das genaue Gegenteil des
Wortbegriffs. Wir haben bereits jetzt eine Diktatur durch Partei-Politiker
und deren "Vereine", die Parteien. Und das wird nicht besser, wenn wir uns
nicht wehren.
Die Hoffnung stirbt jedoch zuletzt: Die Wahrheit kommt irgendwann ans Licht
- das ist sicher. Hoffentlich ist es dann nicht zu spät.

Jörg Stimpfig


Teilen, Hinweis der Redaktion, Kommentieren und Bewerten in den sozialen Netzwerken und in der Bürgerredaktion:
  • Hinweis der Redaktion: Sie lesen einen ungekürzten, unzensierten Originalleserbrief. Die Bürgerredaktion.de ist neutral. Verantwortlich für den Inhalt (auch der Kommentare) ist ausschließlich der Autor oder die Autorin. Gedruckter Text ist farbig. Bewerten können Sie am Ende des Beitrags. Auf der Frontseite der Bürgerredaktion wird maximal ein Artikel des jeweiligen Autors angezeigt. Wenn Sie INFO zum Autor wollen, auch alle seine weiteren Artikel, klicken Sie bitte unten bei den Schlagwörtern den Namen. Ende des Hinweises. Dieser Leserbrief ist

5 Kommentare

    • Danke für den Kommentar. Im Übrigen: Weshalb haben die ARD Anstatlten und das ZDF nicht unverzüglich gewarnt - das gehört auch zu den Aufgaben des ÖRR. Wir müssen unseren (!) ÖRR wieder dazu bringen, dass er seine Aufgaben wahrnimmt - nur dann darf er Beiträge verlangen (BVerfG-Entscheidung vom 18. Juli 2018). Offenbar muss der ÖRR über die Verwaltungsgerichtsbarkeit bzw. das BVerfG dazu gezwungen werden.
  • Aus Ihrem Artikel gewinnt man den Eindruck, dass Untersuchungsrichter und Staatsanwälte grundsätzlich nicht unabhängig sind. Ich gehe davon aus, dass die überwiegende Mehrheit der genannten Personen ihre Arbeit gewissenhaft erledigt. Das schließt Ausnahmen und schwarze Schafe nicht aus. Die Judikative ist neben Legislative und Exekutive die dritte Säule in einem demokratischen Rechtsstaat. Die Staatsanwaltschaften (und damit die Staatsanwälte) gehören zwar zur Judikative, sind aber den Justizministerien (d.h. der Exekutive) unterstellt. Durch diese Konstruktion kann es Reibereien geben. Bei der Aufklärung des Cum-Ex-Skandals soll angeblich das von den Grünen geführte Justizministerium in NRW einige Zeit massiv gemauert haben. Ziel sei es gewesen, Olaf Scholz wegen seiner angeblichen Warburg-Geschichte, die mit dem Cum-Ex-Skandal verbunden ist, aus der Schusslinie zu nehmen, um den "Koalitionsfrieden" in der Bundesregierung nicht zu gefährden. Zur Erklärung sei noch angemerkt, dass von Köln aus unter Leitung von Fr. Oberstaatsanwältin Brorhilker der Cum-Ex-Skandal  aufzuklären war. Die sehr engagierte Fr. Brorhilker hat wegen "massiver Unzulänglichkeiten" im Justizsystem für sich die Reißleine und damit Konsequenzen gezogen, was eine schallende Ohrfeige für die Führungsetagen des deutschen Justizsystems darstellt. Neben den vielen Baustellen in der BRD (z.B. Wirtschaft, Energie, Gesundheit, usw.) kommt also eine weitere Großbaustelle hinzu, nämlich die offensichtliche Unfähigkeit des Staates, Gerechtigkeit nachhaltig zu erzwingen. In den Sprüchen Salomos steht in Kap. 14, 34 der nüchterne Satz: "Gerechtigkeit erhöht ein Volk", in anderer Fassung lautet er: "Gerechtigkeit lässt ein Volk stark werden". Damit würde auch zu einer stabilen Gesellschaft beigetragen. Aber wir alle wissen, dass ein bekannter Grüner in seiner erbärmlichen Besserwisserei das Wort "Volk" ablehnt. Darüber könnte ich Kinderbücher schreiben ...
    • Danke vielmals für Ihren Kommentar, der meinen Beitrag wunderbar ergänzt und der Leserschaft gute Dienste leisten wird.

      Allerdings unterstelle ich nicht, dass Staatsanwältinnen und Staatsanwälte am Gängelband der Justizministerien hängen.

      Nichts desto trotz wären mir Untersuchungs-/ Ermittlungsrichter lieber, die unabhänig sind und keinerlei Weisung unterliegen und nur den Gesetzen verpflichtet sind.

  • Die Familie einer 22-jährigen Konditor-Meisterin, die in der Flut um ihr Leben kam, legte jetzt Rechtsmittel gegen die Einstellung des Ermittlungsverfahrens ein.

    Report Mainz berichtete im Ersten der ARD am 23. April 2024 (Dienstag) über den Fall der Familie von Johanna O. und die näheren Umstände. 

    Ein Sachverständiger gab zu verstehen, dass der Fall auch hätte zur Anklage kommen können.

    Im Bericht von Report Mainz kam zur Sprache, dass der veranwortliche Landrat zum Beispiel seinen Porsche in Sicherheit gebracht habe und es zudem zu tatsächlich relevanten Versäumnissen gekommen sei. Andere Betroffene aus dem Ahrtal zeigten sich entsetzt über die Einstellung des Ermittlungsverfahrens.

    Würde die Sache vor Gericht kommen, könnte die Politik keinen (direkten) Einfluss auf den Gang des Prozesses nehmen - ob es soweit kommt hängt von der Entscheidung über die Einstellungs-Beschwerde der betroffenen Familie ab. 

    Der Bericht von Report Mainz hat gezeigt, dass sich die Betroffenen der Ahrtal-Katastrophe ein geordnetes Verfahren vor Gericht, einen öffentlichen Strafprozess, erhoffen. 

    Meines Erachtens spricht viel für die Umwandlung der Staatsanwaltschaften in unabhängige Untersuchungsgerichte.


Zeitungsportal der Leserbriefe druckenden Zeitungen
Unten die 115 Logos von allen Zeitungen, die Leserbriefe der
Bürgerredaktion.de
gedruckt haben. Aktuellste Informationen aus diesen großen deutschsprachigen Zeitungen? Direkt mit einem Klick zum Internetauftritt der Zeitungen? Sofort und ohne Umwege einen Leserbrief an diese Zeitungen schreiben? Klicken Sie drauf! Sie können dann auch sehen, ob und welchen Leserbrief die jeweilige Zeitung von den Artikeln der Autoren der Bürgerredaktion.de gedruckt hat und wie viel davon.

Adressenliste. E-Mail Adressen von 120 Zeitungen die Leserbriefe drucken.


Bitte beachten Sie, dass Artikel, die älter als vier Jahre sind, nur angemeldeten Besuchern angezeigt werden.

Alle gedruckten Artikel in der Badischen Zeitung. zur Homepage der Badischen Zeitung. Alle gedruckten Artikel im Kurier. zur Homepage des Kurier  

Datenschutz || Impressum || Kontakt

Idee, Design, Programm und Copyright  ©2025 by Michael Maresch

top