Herr Mützenich sagte in einem Interview(SVZ vom 16.4.24), dass Diplomatie in der Berichterstattung leider kaum eine Rolle spielt. Sie ist für die Medien wahrscheinlich nicht sensationell genug. Und es wird eher über Katastrophen und Kriegsschauplätze berichtet.
Warum ist das so und muss das nicht geändert werden?
Medien haben einen Bildungsauftrag und sollten den auch wahrnehmen.
Es reicht nicht, die Welt nur zu beschreiben, man muss sie auch verbessern, wie Karl Marx das von der Philosophie forderte.
Im Manifest der Meinungsvielfalt sollte deshalb die Förderung von Kultur und Bildung ein größeres Gewicht erhalten.
Wenn man es auf die einfachen Dinge des Lebens herunterbricht, könnte man sagen, dass die Diplomatie doch sozusagen die Prävention einer Krankheit ist und es Sinn macht, sich damit intensiver zu beschäftigen als mit deren Heilung.
Man muss sich von dem Gedanken verabschieden, dass Kriege eine Naturkatastrophe sind.
Kriege sind immer und eine ganz schlimme Krankheit!!
Es gilt, sie wie Cholera und Pest zu verhindern und gänzlich auszumerzen.
Ich denke, wenn die Medien der Diplomatie und ihren Erfolgen mehr Aufmerksamkeit, mehr Zeit und mehr Bedeutung widmen würden, könnten Entscheidungen durch Macht und Gewalt reduziert werden.
Ein gewachsener Friede ist immer stabiler als ein verordneter.
Mit sorgenvollen Grüßen über die Zeichen der Zeit
I. Hollnagel
Philosophie heißt ja im wörtlichen Sinne: Liebe zur Weisheit.
An der Situation in der Ukraine und im Israelkonflikt sowie in dem Umgang mit beiden Problemen kann ich beim besten Willen keine Weisheit finden. Sie haben natürlich recht, wenn Sie dort eine Pandemie befürchten. Ich mag gar nicht daran denken.
Dass Philosophie im Allgemeinen einen Beitrag zur humanistischen Weltgestaltung sein und militärische Katastrophen verhindern kann, glaube ich aber fest. Denn je mehr man die Dinge durchschaut, umso besser kann man mit ihnen umgehen und sie zum Guten gestalten.
Die Information über das Vorfeld sich anbahnender Krisen würde das Wissen um die Ursachen bestimmter Entwicklungen heben und falsche Entscheidungen vermeiden. Da stimme ich Ihnen zu. Die finde ich auch sehr notwendig.
Solange Profitmaximierung das (hauptsächliche) Ziel der Medienmacher ist, sehe ich schwarz.
Liebe Frau Dr. Hollnagel, wieder einmal mehr lerne ich, durch die Inhalte Ihres Beitrags, von Ihnen. Dankeschön.
Die Rahmenbedingungen für die Verlags- und Medienunternehmen haben sich, gegenüber d. letzten Jahrhundert(en), erheblich, und entscheidend, verändert - nicht nur technisch, sondern insbesondere auch wirtschaftlich.
Noch vor 35 Jahren haben nirgends auf der Welt so viele verschiedene Ausgaben von Tageszeitungen existiert wie in der BRD. Im Groben machten Tageszeitungsverlage etwas 1/3 ihres Umsatzes mit Abonnieren, 1/3 mit Anzeigen und 1/3 mit dem Verkauf an Kiosken. Es gab wenige Ausnahmen, die bedeutendste war die BILD-Zeitung, die man nicht abonnieren konnte.
Spätestens gegen Ende der 1990er Jahre gingen die Abo-Zahlen spürbar zurück und die Verlage mussten sich verstärkt um Werbekunden bemühen. Die Anzeigenkundschaft wollte ihre Zielgruppe(n) erreichen und achtete auf Reichweite. Eine komplexe "Wissenschaft für sich", die zu erörtern zeitaufwändig wäre.
Um die Sache abzukürzen: Heutzutage leben wohl die meisten der Medienunternehmen von ihren "Werbepartnern" - und denen geht es Gewinnmaximierung, um den Verkauf ihrer Waren und Dienstleistungen.
Um Reichweite zu erzielen, um profitabel zu sein, tun die Medienunternehmer Dinge, die sie früher nicht getan haben, schon weil sie es gar nicht nötig hatten. Denn zur Produktion von Massenmedien war auch massig Geld nötig.
Das Internet hat die Situation für die (kommerziell) Medienschaffenden entscheidend verändert. Es wurde immer preiswerter Medien-Produkte herzustellen und - via Internet - zu veröffentlichen, wie landläufig bekannt. Geld war kaum nötig, (fast) jede(r) konnte - und kann - publizieren. Die Medienbetriebe gerieten mehr und mehr unter (Wettbewerbs-) Druck - die schon lange vorher bestehende - Zunahme der Konzentration verschärfte sich noch. Heute sind es gerade mal ein Dutzend Familien bzw. Personen, denen das Gros der Medienbetriebe gehört, darunter die Familie Mohn, Eigentümer des Bertelsmann-Konzerns, des wohl größten Medienunternehmen der Welt, wenn ich mich nicht irre.
Auch die schiere Masse an Medienproduzenten, die mangelde Ausbildung vieler "Internetfuzzis", der technisch einfache Zugang etc., haben in der Medienlandschaft zu dem Zustand geführt, den wir zu beklagen haben. Qualität kommt von Qual - und wer unterzieht sich heute noch der Mühe anstrengender Geistesarbeit? Mein Vorurteil: schnell Geld machen, mit möglichst wenig Aufwand, das ist das Ziel. Zudem: Den "negativen Flynn-Effekt", der seit etwa 1997 beschrieben wird, nicht vergessen - die Dekadenz greift um sich, die Menschen werden immer dümmer (Der "Planet der Affen" lässt grüßen).
Genau aufgrund der (wirtschaftlichen) Abhängigkeit - und weiterer Umstände - meine ich, dass unsere öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihren gesetzlichen Pflichten nachzukommen haben - dafür können wir die Rundfunker jetzt durch Gerichtsverfahren zwingen - mit den Beweismitteln, die inzwischen vorliegen (z.B. Media Tenor). Zumindest werden die öffentlichen Prozesse vor den Verwaltungsgerichten zeigen was das deutsche Rundfunkrecht und die zahlreichen Entscheidung des BVerfG zum Inhalt und zur Qualität der Aufgaben des ÖRR wirklich wert sind.
Solidarische Grüße
Ihr Jörg Stimpfig