Seitdem ich mich etwas genauer mit dem Phänomen AFD befasst habe, ist mir bewusst geworden, dass beinahe die gesamte Führungsriege der AFD aus den ,alten Ländern‘ in den ,Osten eingewandert ist. Gegründet als westdeutsche ,Professoren Partei‘ besetzt sie mit Ausnahme von Tino Chrupalla die komplette Führungsspitze. Einige von ihnen wohnen mittlerweile im ,Osten‘.
Bernd Lucke, Alexander Gauland, Alice Weidel, Beatrix von Storch, Jörg Meuthen, Gottfried Curio, Andreas Kalbitz, Björn Höcke. Der bekannte FDP Politiker Thomas Kemmerich, Kurzzeitministerpräsident von Thüringen, kooperiert mit der AFD und kommt aus Aachen. Nicht zu vergessen der rechte Vordenker Götz Kubitschek; er stammt (Zufall?) aus dem Südwesten Deutschlands, einer Hochburg der Verschwörungstheoretiker. Sie haben allesamt den für ihre Saat bereiten Boden in ostdeutschen Landen ausgemacht. Die Führungsspitze besteht aus eloquenten, redegewandten Menschenfischern, die es verstanden und nach wie vor verstehen, den enttäuschten, von der Politik der etablierten Parteien von Anfang an in die Nazi Szene verordneten Jammer Ossis eine bessere Zukunft mit ihnen, ihrer AFD, zu versprechen. Keine Partei, weder die CDU, die SPD, die FDP, die Grünen, nur um die Hauptakteure zu nennen, wollte von den ,Ossis‘ hören, sich mit ihrem immerwährenden Gejammer beschäftigen und hat sie, als vom SED Regime heillos indoktriniert, abqualifiziert. ,Blühende Landschaften‘ hat der ,Einheitskanzler‘ Kohl den ehemaligen DDR Bürgern versprochen.
Allerdings brach für Millionen Menschen etwas Grundlegendes weg, nämlich die Basis für ein freies, selbstbestimmtes Leben in eben diesen
Landschaften – ihr bis zuletzt sicher geglaubter Arbeitsplatz. Bis heute sind weder die Renten noch die Gehälter noch die Aufstiegschancen in führende Politik - und Wirtschaftspositionen in ,Ostdeutschland‘ denen in den alten Bundesländern angeglichen worden, wie versprochen. In sämtlichen öffentlich rechtlichen Medien, dominiert von denen aus den alten Bundesländern, wurde von Naziaufmärschen, von besonders bösartiger Ausländerfeindlichkeit im ,Osten‘ berichtet, man suchte für manipulierte Interviews gezielt nach Leuten mit niedrigen Instinkten, um sie genüsslich dem erschauernden ,Westdeutschen‘ zu präsentieren. In den Ländern östlich der Elbe vererbt man heute etwa 20.000 Euro, im Landesdurchschnitt westlich der Elbe sind es etwa 175.000. Bis heute ist es einem Gros der ,ostdeutschen‘ Bevölkerung nicht möglich, sich einen ebenbürtigen Lebensstandard aufzubauen wie es seinen ,westdeutschen‘ Nachbarn gelingt.
Die Gründe dafür habe ich angedeutet. Das alles haben sich die von mir anfangs Genannten sehr genau angeschaut, über Jahre hinweg. Als der ,Osten‘ endgültig von allen etablierten Parteien fallengelassen wurde und nur noch als Hort des Jammerns, des Neonazismus und der Demokratieunfähigkeit mit offenem Abscheu betrachtet (missachtet) wurde, war die Stunde der westdeutschen AFD Politiker gekommen. Der Boden war für ihre Saat bereitet worden – und zwar von der CDU, der FDP, der SPD und den smarten Grünen – mit einer Sorgfalt, für die die AFD Führung ihnen noch sehr lange und sehr, sehr dankbar sein wird. Vielleicht wird sie sich irgendwann einmal sogar für die Ignoranz, das Wegsehen, die Überheblichkeit – und das brandgefährliche Verunglimpfen der OSTDEUTSCHEN bei genannten Parteien
bedanken. Jetzt rufen die gleichen Parteien, die durch ihre ,Politik des Unvermögens‘ der westdeutschen AFD in den ostdeutschen Bundesländern den Weg geebnet haben, die gesamtdeutsche (!) Bevölkerung auf, gegen die (es ist immer noch eine westdeutsch geführte AFD) zu demonstrieren.
Ich bin kein Jammer Ossi, habe bis ins zweiundsiebzigste Jahr meines Lebens gearbeitet und in meinen besten Jahren nach der Wende ein
Durchschnittsgehalt von 2500 Euro oder einen Bruttolohn von 12 (!) Euro/Std erhalten. Entsprechend fällt die Rente aus. Das hat die Politik nicht die Bohne interessiert und dazu beigetragen, dass die ,Ossis‘ heute so wütend sind. Nebenbei: ich war Handwerksmeister, Werkstattleiter und Berufsschullehrer.
Vielen Dank an Prof Dirk Oschmann, der das Buch: ,Der Osten, eine westdeutsche Erfindung‘ verfasst hat. Ich habe einige Fakten seinem Buch entnommen.
Joachim Zieseler
Vielen Dank für ihren Kommentar, Frau Dr. Hollnagel. Unsere Beiträge werden leider nicht von denen gelesen, die es betrifft. Dennoch legen wir weiterhin den ,Finger in die Wunde‘ und werden über politische Fehlentscheidungen und die arrogante Ignoranz einiger führender, für das Wohl, die Sicherheit, die Souveränität und die Mitbestimmung der deutschen Bürger verantwortlichen Politiker berichten.
Dankeschön für ihren Kommentar. Wir beide sind in gegensätzlichen, sich einander feindlich gesinnten Systemen aufgewachsen. Dennoch haben wir uns nicht beeinflussen lassen und uns einen klaren, logisch denkenden Kopf bewahrt. Nicht ganz unwichtig für einen Handwerksmeister, oder? Es tut gut, zu lesen, dass ich mit meiner Beurteilung der derzeitigen, unglaublich desaströsen politischen Situation nicht allein auf weiter Flur stehe. Diese Ampelmännchen sind unfähig, Realitäten rational zu beurteilen und nur daran interessiert, die längst nicht mehr vorhandene Überlegenheit des Westens über die gesamte übrige Welt im gemeinsamen Chor zu besingen. So lange sie das tun, sind ihre Pfründe sicher - und was wir, ihre Wahlidioten von ihnen halten, ist ihnen schnuppe. Aber wir bleiben dran!
Vielleicht sind in der Ost-AfD sehr klar und realistisch denkende Menschen dabei. Mit SED hat alles nichts mehr zu tun. DIe Zeiten sind vorbei. Die Erinnerungskultur ist noch da. Aber selbst bei den Linken ist eine neue Generation, die allerdings nicht mehr so auf die Alten hört, die den 2. Weltkrieg noch mitgemacht haben.