Vor Kurzem fand ich das Haushaltsbuch meiner Großeltern mit Eintragungen vom März 1924 bis September 1924. Beide arbeitenden in einer mittelgroßen Stadt und führten damals bereits einen gemeinsamen Haushalt. Die Lebenshaltungskosten haben sie notiert. Im März 1924 hatten sich die Preise nach der großen Inflation 1923 stabilisiert. Bezahlt wurde mit Rentenmark aus der sich im August 1924 die Reichsmark ableitete. Das gemeinsame Einkommen hat damals etwa 220 RM betragen. Heute entspricht eine Rentenmark von 1924 nach Angaben der Deutschen Bundesbank einem Kaufkraftäquivalent von 4,90 €. Meine Großeltern hatten demnach nach heutigem Maßstab 1070 € im Monat zur Verfügung. Damals kostete bei Lebensmitteln z. B. :
Ware Preis 1924 in RM (entspricht in €) heutige Preise
1 Ei 0,10 (0,49) ca. 0,23 €
1 l Milch 0,28 (1,37) ca. 1,00 €
1 großes Bäckerbrot 0,85 (4,16) ca. 4,00 €
1/2 l Bier 0,13 (0,64) ca. 0,70 €
1 Kg Zucker 0,60 (2,94) ca. 1,50 €
250 g Butter 0,90 (4,41) ca. 2,50 €
250 g Gehaktes 0,30 (1,47) ca. 2,00 €.
Manche Lebensmittel waren teurer, andere preiswerter als heute, andere kosteten wiederum etwa gleich viel. Jedoch muss man dies im Verhältnis zum Einkommen betrachten. Für Lebensmittel haben meineGroßeltern damals 80 RM, d. h. 37 % ihres monatlichen Einkommens ausgegeben. Heute sind es bei wesentlich höherem Einkommen bei zwei Personen nur 15 %. Die Kosten für Wohnung und Heizung betrugen 24 RM (entspricht heute 117,60 €) , d. h. diese waren mit 11% Kostenanteil merklich geringer als heute. Jetzt liegen sie bei etwa 36 % des Einkommens eines 2 Personenhaushalts. Monatlich besuchten meine Großeltern eine Theateraufführung Diese kostete damals im Durchschnitt nur 3 RM für 2 Theaterbilletts, was 1,4% des Monatseinkommens ausmachte. Heutzutage liegt der Kostenanteil für Freizeitaktivitäten bei 9%. Weitere feste Kosten waren die Krankenversicherung mit 3,5% und für Haushaltsgeräte gaben sie 10% ihres Einkommens aus. Die teuerste Investition war eine Pedal betriebene Nähmaschine, die 85 RM (entspricht 416,50 €) kostete. Verkehrsmittel nutzten sie kaum. Heute stehen diese mit 9% des Einkommens zu Buche. Der meinen Großeltern noch verbliebene Geldbetrag wurde für größere Anschaffungen, Kleidung, Schuhe, Möbel und eine andere Wohnung angespart.
Als Resümee bleibt, dass ca. die Hälfte des Einkommens damals wie heute zur Befriedigung der Grundbedürfnisse benötigt wurde bzw. wird. Wegen des heute jedoch etwa 4 mal höheren Einkommens steht merklich mehr Geld für andere Bedürfnisse zur Verfügung als vor 100 Jahren.
Dr. Helmut Jendro
Erfurt