Es war alles schon einmal da…
Wie lange wurde diskutiert, hat sich die Industrie gewehrt dagegen, nun soll es so weit sein: Elektrische Haushaltsgeräte, wie Waschmaschinen, Geschirrspüler, Kaffeemaschinen, Smartphones, PC, Laptops und Tablets und Co sollen ab sofort repariert werden können. Hersteller werden verpflichtet, Ersatzteile zu marktüblichen Preisen zur Verfügung zu stellen, selbst zu reparieren oder die Reparatur an Serviceeinrichtungen abzugeben. Literatur in digitaler Form bzw. analoge Reparaturanleitungen müssen ebenfalls erhältlich sein. Es ist in Grunde sehr einfach und keinesfalls neu. In der DDR war es selbstverständliche, ein defektes Gerät reparieren zu lassen. Von Anfang an war alles auf Langlebigkeit der Geräte ausgerichtet, da war es natürlich sinnvoll, eine kleine Reparatur vorzunehmen, um das Gerät viele Jahre weiter nutzen zu können. Es gab Servicestationen, kleinere oder größere Reparaturstützpunkte mit erfahrenem Personal, das für einen angemessenen Preis ihre Kunden zufrieden stellte. Die DDR war ein rohstoffarmes Land; allein schon deshalb machte es Sinn, ein elektrisches Gerät so lange wie möglich zu nutzen. Der gesamte Osten der BRD schüttelte seit der Wende die unisono Köpfe über den völligen Zusammenbruch dieses Services. Jahrelang war es günstiger, ein Gerät wegzuwerfen, als eine Reparatur anzustreben. Entweder der Produzent hat eine Reparatur verhindert durch das Zurückhalten von Ersatzteilen, durch überhöhte Preise für Ersatzteile oder einer Software, die eine Reparatur schlicht verhinderte. Elektrische Geräte wurden schnell weggeworfen und neue angeschafft, ohne auch nur eine Sekunde über die maßlose Verschwendung von wertvollen Rohstoffen nachzudenken. Denn noch immer ist Deutschland arm an Rohstoffen. Die Rückführung von Sekundärrohstoffen ist nach wie vor ein grundlegendes Problem, wertvolle Metalle, seltene Erden etc. verschwinden auf Schrottplätzen, Müllkippen, weil ihre Rückgewinnung nur mit großem Aufwand möglich ist und nur wenige Einrichtungen finanziell und mit dem nötigen know how dazu in der Lage sind. Asiatische Märkte überschwemmen den deutschen Markt mit Elektronik, elektrischen Geräten, besitzen die Hoheit über deren Lieferketten. Sie sind bestrebt, maximalen Gewinn zu erzielen und nicht interessiert daran, die Lebensdauer ihre Produkte zu erhöhen. Die deutsche Politik hat jahrzehntelang nahezu tatenlos zugeschaut und das immer größer werdende Problem ignoriert. Immerhin hat man nun endlich auf den anwachsenden Druck die Reißleine gezogen und die Hersteller in die Pflicht genommen. Nur soll man bitte schön nicht so tun, als ob man etwas Neues erfunden hat. Man hätte nur nicht ein bestehendes Reparatursystem vernichten sollen – sicher hätte die BRD im Laufe von mehr als dreißig Jahren mehr als 117 Mrd./ Milliarden (!) Euro einsparen können, bedingt durch unsinnige, vorzeitige Vernichtung von wertvollen Rohstoffen.
Eine am Donnerstag vorgestellte Studie vom Ökoinstitut im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) kommt zu dem Schluss: Allein bei den Produkten Fernseher, Smartphones, Waschmaschinen und Notebooks könnten Verbraucher(*) in Deutschland jährlich 3,67 Milliarden Euro sparen, wenn sie länger halten würden. Achtung: Milliarden! Bezogen auf ein einzelnes Gerät – das Smartphone – und eine angestrebte Nutzungsdauer von sieben Jahren, kommt die Studie auf potenzielle 242 Euro Kosten Ersparnis pro Kopf. Quelle TAZ online
Joachim Zieseler
(*) Ich habe die für mich unselige Genderschreibweise entfernt.