Liebe Leser, liebe Schreiber,
zunehmend beobachte ich, dass sich Ausdrucksweise und Wortwahl der Autoren der Bürgerredaktion ins Positive wandeln und erfreulicherweise gesitteter werden. Ich denke auf einem Portal, das vielleicht auch im Ausland gelesen wird, sollte man sich so äußern, dass sich das Volk, zu dessen Söhnen auch Goethe und Schiller gehörten, der Mitteilungsart untereinander nicht schämen muss.
Aber das nur nebenbei.
Mein eigentliches Anliegen ist die Diskussion über Bestand oder Verfall der Ampelkoalition und der SPD.
Mir fiel dazu natürlich B.Brecht und sein Gedicht „Es wechseln die Zeiten“ ein.
Er schrieb es in den frühen 1940iger Jahren als es wirklich schlimm stand um Deutschland.
„Am Grunde der Moldau wandern die Steine.
Es liegen drei Kaiser, begraben zu Prag.
Das Große bleibt groß nicht
und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat 12 Stunden,
dann kommt schon der Tag.
Es wechseln die Zeiten
die riesigen Pläne
der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
Und geh‘n sie einher auch wie blutige Hähne.
Es wechseln die Zeiten,
da hilft kein Gewalt.
Meines Erachtens liegt in diesen Versen ungeheuer viel Zuversicht und Gottvertrauen, so dass man nicht mehr verzweifeln und optimistischer in die Zukunft schauen kann.
Zum Schluss möchte ich Herrn Maresch für seine Bemerkung danken, dass, würden alle guten Nachrichten gedruckt, kein Platz mehr für die schlechten wäre. In dem Sinne wird mein nächster Beitrag eine gute Nachricht sein, die im Kopf auch schon Gestalt hat.
Mit hoffnungsvollen Grüßen
I. Hollnagel
Hallo Fr. Hollnagel, vielen Dank für Ihren Artikel. Das Gedicht von Berthold Brecht macht in der Tat Mut. Es beschreibt eine menschliche Erfahrung: Nichts bleibt so wie es einmal war, alles ändert sich einmal. Auch mächtige Reiche zerbrechen einmal, nur oft erst in ferner Zukunft. Wie lange existierte das Römische Weltreich, das Reich der Inkas? Das sogenannte 1000-jährige Reich (vermutlich inspiriert aus der Offenbarung (Kap. 20) der Bibel) dauerte zum Glück nur 12 Jahre und brachte unendlich viel Leid über die Menschen, aus seinem Zusammenbruch ergab sich eine Nachkriegsordnung, die aus heutiger Sicht auf Grund einer zu engen Bindung an die USA in einer Sackgasse endete.
Lässt sich aus Brechts Gedicht Trost für die persönliche Situation von Menschen ableiten? Ich vermute: Nein und denke dabei zum Beispiel an die Menschen in Palästina. 70 Jahre lebten und litten sie unter israelischer Herrschaft, weil die angeblich "freie" Welt sich nicht um sie kümmerte. Und jetzt die allseits bekannte Katastrophe.
Das Abwarten auf das Ende einer unschönen Zeit alleine kann keine Lösung sein. Es bedarf Menschen mit Vernunft und Verstand, die überlegt und unter Abwägung der jeweiligen Umstände die jeweilige Situation tatkräftig verbessern. Zusätzlich sind Wirklichkeitssinn und darauf fußender Optimismus erforderlich.