Vor dem Schuldbekenntnis: Wir hören heute von der Verklärung Jesu auf dem Berg. Jesus nimmt drei Jünger mit. Sie sollen ihn kennen lernen. Sie sollen lernen, auf ihn zu hören. In der Lesung aus dem Brief an Timotheus hören wir von dem Erscheinen Jesu Christi vor den Menschen.
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus, Kap.17, 1-9
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, es erschienen ihnen Mose und Elija und redeten mit Jesus. Und Petrus antwortete und sagte zu Jesus: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Noch während er redete, siehe, eine leuchtende Wolke überschattete sie und siehe, eine Stimme erscholl aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, warfen sie sich mit dem Gesicht zu Boden und fürchteten sich sehr. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf und fürchtet euch nicht! Und als sie aufblickten, sahen sie niemanden außer Jesus allein. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemandem von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt ist!
Predigt
Liebe Schwester und Brüder
Was will uns das heutige Evangelium von der Verklärung Christi sagen? Was sollen wir daraus für unser Leben mitnehmen?
Ich glaube, es geht nicht primär um das, was auf dem Berg in und mit Jesus geschehen ist. Sondern es geht darum, was die drei Jünger erlebt haben. Durch das, was Petrus, Jakobus und Johannes erlebt haben, sollen und können sie etwas für ihr Leben mitnehmen. Und auch wir sollen etwas mitnehmen. Es wäre also falsch zu fragen: Was hat Jesus erlebt. Denn das ist und bleibt wohl ein Geheimnis. Romano Guardini schreibt immer wieder: Mit Psychologie kommen wir nicht an Jesus heran.
Was haben die Jünger erlebt? Zunächst: Sie haben erlebt, dass Jesus sie mitnahm zum Gebet. Jesus hat Petrus, Jakobus und Johannes ausgewählt, mitzukommen auf den Berg, wo er beten wollte. Das ist erstaunlich, denn normalerweise war Jesus zum Beten immer alleine. Dieses Alleinsein Jesu zum Gebet ist eine Tatsache, das wir uns merken sollten. Und dann hat er eben nicht alle zwölf Jünger mitgenommen, sondern nur die drei – ich möchte sagen – die drei Herausragenden. Es ist schon erstaunlich, dass Jesus offenbar Unterschiede macht in seinem Jüngerkreis. Er nimmt die drei auch dann an den Ölberg mit am Abend vor seiner Hinrichtung. Ob die anderen gemurrt haben über Jesu Verhalten? Jesus entscheidet souverän. Offenbar dürfen die Jünger auch nicht entscheiden, wer wann wo mitgehen darf. Die Idee der Demokratie scheint sehr ferne.
Während Jesu Beten auf dem Berg wurde er – wie es ausdrücklich heißt - vor ihren Augen verwandelt. Wichtig scheint mir das Wort „Vor ihren Augen“. Sie sahen sein Gesicht wie die Sonne und seine Kleider weiß wie Licht. Dann erschienen ihren Augen Moses und Elias. Zweimal werden ihre Augen genannt. Es geht also nicht direkt um Jesus selbst. Er bleibt ein Mysterium. Es geht um ihr Sehen. Und aufgrund dieses Sehens kommt der vorschnelle Petrus dann ruckzuck auf die Idee, drei Hütten anzubieten – eine für Jesus, eine für Moses, eine für Elias. Ich glaube wir stoßen hier auf ein typisches Phänomen. Es ist typisch für das Verhältnis von Mensch und Gott. Einerseits ist die Begegnung von Gott und Mensch ein Geheimnis, das der Mensch selbst nicht verstehen kann und erst recht nicht weitergeben kann. Auf der anderen Seite ist das Verhalten des Petrus eben typisch menschlich. Dies zeigt sich in seinem Vorschlag, drei Hütten zu bauen. Jesus geht gar nicht darauf ein. Das zeigt die Fremdheit zwischen Göttlichem und Menschlichem. Und dann heißt es, dass eine Wolke ihren Schatten auf die Jünger geworfen hat. Wolke ist Symbol Gottes. Gott verbirgt sich in einer Wolke. Und aus der Wolke ertönen die entscheidenden Worte: Er ist mein Sohn, auf ihn sollt ihr hören.
Und hier kommt eine Reaktion der Jünger, die die Distanz zwischen dem Menschen und Gott noch einmal zeigt. Denn auf das Wort, sie sollten Jesus hören, fallen die drei Jünger nieder und bekommen große Angst. Doch Jesus tritt zu ihnen, stellt sie auf die Beine und sagt: Habt keine Angst. Und dann gehen sie den Berg wieder hinunter. Und Jesus sagt ihnen: Schweigt über das, was ihr gesehen und gehört habt. Sprecht erst darüber, wenn der Menschensohn von den Toten auferstanden sein wird. Die Jünger ahnen wohl nur, wen er mit dem Menschensohn meint.
Das Entscheidende an diesem ganzen Vorgang ist das Erleben und Hören der Jünger. Sie erleben, dass ihr bestaunter Meister mit Moses und Elias zusammentrifft, und sie mit ihm sprechen, und er mit ihnen spricht, dass er auf der Höhe der Großen des Volkes Israel ist. Und sie hören aus der Stimme in der Wolke: Auf ihn sollt ihr hören. Die drei Jünger werden in das Geheimnis Jesu eingeführt. Sie sollen ihn tiefer kennen lernen. Und genau diese drei werden ihn dann im Ölgarten erleben. Sie werden erleben, wie Jesus mit dem Willen des Vaters ringt. Sie werden Jesus nicht mehr als stark, sondern als schwach erleben, als ein Mensch, der mit der Versuchung ringt, vor der Hinrichtung zu fliehen, vor der Geißelung, vor der Dornenkrönung, vor dem Kreuztragen. Sie werden ihn erleben nicht mehr in souveräner Stärke, sondern im Weinen. Nicht aber sie werden ihn trösten, sondern ein Engel. Denn sie sind eingeschlafen. Vielleicht war der Engel Maria, seine Mutter, die immer auf Jesu Spuren gewesen war und in ihrem Herzen wußte, wie Jesus schon vor dem Leiden litt und rang.
Was will uns das Evangelium sagen? Ich glaube, es fordert uns auf, Jesus besser kennen zu lernen, er steht auf den Schultern von Moses und Elias. Er wird angesprochen als „der geliebte Sohn“. Die Szene auf dem Berg fordert uns auf, auf ihn zu hören. Vielleicht will es uns auch einfach nur sagen: Sucht und ringt weiter um Jesus. Es ist kein Wunder, dass ihr manchmal mit Jesus ringen müsst, dass er für Euch ein Geheimnis bleibt. Er war es auch für die Jünger. Er war ihnen ein Geheimnis bei diesem Beten auf dem Berg und dann am Ölberg, als sie ihn nicht souverän erlebten, sondern zitternd und schwach und ringend. Kein Wunder also, wenn auch wir mit Jesus ringen und manchmal fragen: Wo bist du Herr? Und manchmal schreien: Herr, zeig dich mir! Amen
Aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an Timotheus Kap.1, 8-10
Mein Sohn, leide mit mir für das Evangelium. Gott gibt dazu die Kraft. Er hat uns gerettet; mit einem heiligen Ruf hat er uns gerufen, nicht aufgrund unserer Taten, sondern aus eigenem Entschluss und aus Gnade, die uns schon vor ewigen Zeiten in Christus Jesus geschenkt wurde; jetzt aber wurde sie durch das Erscheinen unseres Retters Christus Jesus offenbart. Er hat den Tod vernichtet und uns das Licht des unvergänglichen Lebens gebracht durch das Evangelium.
Fürbitten
Herr Jesus Christus, wir bitten dich heute besonders um die Kraft des Heiligen Geistes für den synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland. Gib allen, die daran teilnehmen den Geist der Wahrheit und der Liebe, die Treue zu Deiner Botschaft und Deiner Kirche. Christus höre uns
Herr Jesus Christus, wir bitten dich um Frieden in der Welt. Schenke den politisch Verantwortlichen Weisheit und Kraft, damit sie nicht das Wohl ihrer Partei suchen, sondern das Wohl aller Menschen. Christus höre uns.
Herr Jesus Christus, wir bitten dich für alle jungen Menschen rund um den Globus. Schenke ihnen gute Vorbilder, schenke ihnen Mut und Vertrauen, damit sie ihr Bestes für ihr Volk und ihre Gesellschaft suchen. Christus höre uns
Herr Jesus Christus, wir bitten dich für alle Seniorinnen und Senioren. Schenke ihnen die Weisheit des Alters, schenke ihnen Gelassenheit und Vertrauen im Angesicht des Sterbens. Christus höre uns.
P. Eberhard Gemmingen SJ
Im Einsatz für Glaube und Gerechtigkeit