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Nicht gekürzt. Unzensiert. Kostenlos.

Das entscheidende Stichwort des heutigen Sonntags ist das Wort „Christus ist das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt“. Wir haben es oft gehört und sind in Gefahr, es zu überhören. Was aber bedeutet es wirklich? In der Lesung aus dem Buch Jesaia hören wir dreimal das Wort „Knecht“ über den Propheten. Da höre ich eine Gegenüberstellung zu Jesus. Denn Jesus ist nicht nur ein Knecht, der dient, sondern ein Bräutigam, der sich hingibt.

 

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes, Kap. 1, 29 – 34

In jener Zeit sah Johannes der Täufer Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war. Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, damit er Israel offenbart wird. Und Johannes bezeugte: Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb. Auch ich kannte ihn nicht; aber er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen und auf ihm bleiben siehst, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist der Sohn Gottes.

 

Predigt

Liebe Schwestern und Brüder,

Wir haben eben im Evangelium vom Lamm Gottes gehört. Johannes der Täufer nennt Jesus „Das Lamm Gottes“. Dieser Ausdruck sollte uns ein wenig provozieren. Wir hören diesen Ausdruck eigentlich in jeder Messe und überhören ihn daher vielleicht. Vor der Kommunion hält der Priester die Hostie in die Höhe und spricht „Sehr Christus, das Lamm Gottes, es nimmt hinweg die Sünde der Welt.“ Und die Gläubigen antworten dann: Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst in mein Herz, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund. Und schon vorher wird dreimal gebetet „Agnus Dei“, also Lamm Gottes. Da aber meist ein deutsches Lied gesungen wird, hört man die Worte „Lamm Gottes“ eher nicht. Und wenn das Gloria gebetet würde, käme auch dort das Wort „Lamm Gottes“ vor.

Auch wenn wir jeden Sonntag die Messe feiern, so wird das Wort „Lamm Gottes“ vielleicht doch meist überhört. Und dann hängt da noch ein aufregenderer Gedanke dran. Nämlich: Das Lamm Gottes nimmt die Sünde der Welt hinweg, die Sünden im Plural oder die Sünde der Welt – im Singular. Es wird vorausgesetzt, dass es so etwas wie Sünde und Sünden in der Welt gibt. Und dazu also noch die Provokation, dass eben die Sünde oder die Sünden der Welt hinweg genommen werden können. Grund genug, sich einmal ein wenig Gedanke darüber zu machen. Aufhänger dafür ist heute eben das Wort Johannes des Täufers. Er zeigt auf Jesus hin und sagt: Seht das Lamm Gottes.

Johannes hat das Wort „Lamm Gottes“ nicht erfunden. Die Worte „Lamm“ oder „Lämmer“ kommen in der Sprache Jesu und des Johannes oft vor. Denn täglich werden im Tempel in Jerusalem Lämmer geschlachtet und Jahwe dargebracht als Sühne für die Sünden des Volkes. Und jeder Jude erinnert sich am Pessachfest daran, dass Jahrhunderte früher die Vorfahren in Ägypten am Abend vor der Flucht aus Ägypten ein Lamm schlachten und essen sollten, und sie sollten die Türpfosten mit dem Blut des Lammes bestreichen, sodass erkennbar war: Hier wohnt eine jüdische Familie. Und fromme Juden feierten also das Pessachfest und aßen dabei ein Lamm. Das ist für uns Geschichte.

Für uns aber ist aufregend: Wir bekennen bei jeder Messe, dass durch Jesu Tod aus Liebe unsere Sünden weggenommen werden. Manche meinen, sie hätten keine Sünden. Vielleicht haben sie nicht viel über sich nachgedacht oder entschuldigen sich und sagen: Das, was ich tue, tun alle. Es ist Unfug, da von Sünde zu reden. Ohne ein Stück Egoismus kann man gar nicht leben, wer nicht für sich kämpft, geht unter.

Christsein aber bedeutet eigentlich: Aufmerksam zu sein auf die kleinen oder größeren Zeichen des eigenen Egoismus, auf die Notlügen, die kleinen Diebstähle, auf die Ungeduld mit anderen, auf die kleine Arroganz, auf die eigenen moralischen Defekte. Wer ein bisschen aufmerksam ist, findet leicht viele kleine und vielleicht sogar große Sünden. Und nun wird behauptet: Christus nehme diese Sünden von uns. Er ließe sich am Kreuz wie ein Lamm schlachten, und dadurch würden unsere Sünden getilgt.

Wie können wir das verstehen? Können wir das überhaupt verstehen? Ich versuche, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Falls wir einfach nur für uns selbst leben und andere Menschen uns letztlich gleichgültig sind, verlieren wir etwas von unserer Humanität. Humanität bedeutet, dass der Andere, der Nächste uns nicht gleichgültig ist, zum Beispiel dass der Flaschensammler uns nicht gleichgültig ist, dass der Afrikaner im Schlauchboot auf dem Mittelmeer uns nicht gleichgültig ist, dass der Einsame im Altenheim uns nicht gleichgültig ist. Wir sind nur wahre Menschen, wir sind nur human, wenn uns die Not des Anderen wenigstens ein wenig betrifft, auch wenn wir sie nicht ändern können. Egoismus aber verhindert oder zerstört Humanität. Das ist letztlich Sünde. Denn Gott wollte, dass wir wahrhaft human leben, das heißt mit offenem Blick auf den Nächsten. Wir müssten also am Ende unseres Lebens die Suppe auslöffeln, die wir uns selbst eingebrockt haben. Wenn wir sterben im Bewusstsein, dass uns der Nächste gleichgültig war, dann ist etwas daneben gegangen.

Und da tritt nun einer für sie ein und sagt: Vater vergib ihnen. Vater ich stehe für sie ein. Sie sind eben schwache Menschen. Vater, ich will sie dazu hinführen, dass sie lieben können, dass sie beginnen, sich für den Anderen zu interessieren, dass sie das Schicksal des Anderen betrifft. Und um dieses Einstehen für die Menschen sichtbar zu machen, lässt er sich für seine Sache kreuzigen. Er wird zum geschlachteten Lamm. Das Wort Lamm ist ein symbolischer Ausdruck für die Selbsthingabe Jesu Christi für die Menschen. Und was müssen wir – die Sünder tun? Wir müssen im Grunde genommen nur ihm glauben, dass er wirklich für uns eintritt. Wir müssen nur vertrauen, dass er sein Leben einsetzt, damit wir nicht zugrunde gehen. Wir müssen uns nur an ihn hängen. Und wenn wir uns an ihn hängen, wird sich auch unser Leben ändern. Aus eigener Kraft werden wir mit unserem Egoismus nicht fertig. Aber wenn wir uns an Jesus klammern, wird der Egoismus von uns abfallen. Wir können uns nicht selbst von unserem angeborenen Egoismus befreien, aber in Gemeinschaft mit Jesus wird der Egoismus immer kleiner. Jesus verhilft uns zu wahrer Humanität. Wir werden so wie Gott sich das für uns vorgestellt hat, wenn wir uns an Jesus klammern, an ihn hängen, zum Kreuz aufschauen, wenn wir uns lange und ruhig von ihm anschauen lassen. Und zum Schluss die Frage: Wodurch haben Christen es fertiggebracht, Folter zu überstehen und sind zu Christus gestanden? Nicht weil sie selbst stark waren, sondern weil Christus sie stark gemacht hat. Das Lamm Gottes macht uns Menschen stark. Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt, gib uns deinen Frieden. Amen

Lesung aus dem Propheten Jesaia, Kap. 49, 3 und 5-6

Der Herr sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will. Jetzt aber hat der HERR gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht geformt hat, damit ich Jakob zu ihm heimführe und Israel bei ihm versammelt werde. So wurde ich in den Augen des HERRN geehrt und mein Gott war meine Stärke. Und er sagte: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht der Nationen; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.

Fürbitten

Herrn Jesus Christus, schenke allen Getauften den Glauben und das Vertrauen, dass Du für sie eingestanden bist und Dein Leben für sie gegeben hast. Christus höre uns.

Herr Jesus Christus, schenke uns die Gnade, die Sprache der heiligen Schrift besser zu verstehen, damit wir einsehen, was Du uns sagen willst. Christus höre uns.

Herr Jesus Christus, schenke in diesen Tagen allen Menschen, die mit Politik und Wirtschaft nicht einverstanden sind, die Gnade, das rechte Maß für ihre Handlungen einzuhalten. Christus höre uns.

Herr Jesus Christus, schenke allen politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen den heiligen Geist, damit sie die Probleme der Zeit richtig verstehen und richtig reagieren. Christus höre uns.

 

 

P. Eberhard Gemmingen SJ

Im Einsatz für Glaube und Gerechtigkeit


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