Zugriffe: 96

Vor dem Schuldbekenntnis

Wir feiern heute den ersten Adventssonntag. In den Lesungen geht es um die Wachheit, wir sollen aufstehen vom Schlaf, denn der Messias steht vor der Türe. Wir sollen aufmerksam leben und auf ihn mit Freude warten und ihm den Weg bereiten.

 

Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus, Kap. 24, 37-44

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie es in den Tagen des Noach war, so wird die Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in jenen Tagen vor der Flut aßen und tranken, heirateten und sich heiraten ließen, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein. Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die an derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Bedenkt dies: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

Predigt

Wie kann man in diesem Jahr Advent feiern? Geht das angesichts des Krieges und des Elends der Menschen in der Ukraine, der fortwährenden Pandemie, der wachsenden Hungersnot in Afrika, der Klimaerwärmung?

Kann man sich ruhig in den Sessel zurücklehnen, eine erste Adventskerze anzünden, Adventsmusik anschalten und sich auf Weihnachten freuen?

Können uns die heutigen Texte etwas dazu sagen? Auf jeden Fall sagen sie uns: Seid wach, schlaft nicht, träumt nicht. Sie sagen uns aber wohl auch: Flieht nicht in utopische Ferne, sondern stellt euch der heutigen Weltsituation. Denn – wir können und müssen es glauben: Die heutige Weltsituation wurde von Gott zugelassen. Gott fordert uns durch sie heraus, unser Herz und unser Hirn aufzuwecken. Denn als Gott den Menschen schuf, schuf er ihn für die Freiheit. Gott ging das Risiko ein, dass der Mensch seine Freiheit zum Guten gebraucht oder sie missbraucht, dass er übertreibt und sich gehen lässt. Und er hat dem Menschen auch den Verstand gegeben, die Fähigkeit zu denken und zu beurteilen. Und vielleicht weint Gott über das, was die Menschen aus dem Paradies gemacht haben und machen. Vielleicht will er uns durch die heutige Weltsituation etwas sagen, uns helfen, ein klein wenig zu dem von ihm gedachten Paradies zurückzurufen. Will er uns aufrütteln? Was will er uns sagen?

Vielleicht helfen uns Adventslieder: In einem heißt es: Wachet auf, ruft uns die Stimme, der Wächter sehr hoch auf der Zinnen, Wach auf du Stadt Jerusalem.

Verziehen Sie, wenn ich jetzt einen Seitenblick auf die Politik werfe. Sagen nicht in diesen Tagen gescheite Interpreten der jüngsten Geschichte: Europa hat die letzten zwanzig Jahre geschlafen, sich im Wohlstand gesonnt und nicht gemerkt, wie es abhängig wurde von russischem Gas, wie es abhängig wurde von verschiedenen Exporten und Importen. Wohlstand und Reichtum haben uns einschlafen lassen, wir sind auf dem Liegestuhl am Strand in der Sonne eingeschlafen.

Und auch die wunderbaren Fortschritte in der Medizin haben uns vielleicht schläfrig gemacht. Wir sagten uns vielleicht: Es gibt ja gegen alle möglichen Krankheiten Medikamente und Operationen.

Zurück zu Jesus Christus. Er hatte gesagt: Wie die Menschen in den Tagen vor der Sintflut aßen, tranken, und heirateten bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche stieg, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Seid also wachsam, denn ihr wisst nicht, an welchem Tag Euer Herr kommt. Haltet euch bereit, denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht vermutet.

Wir sollen keine Angst haben vor der Ankunft des Menschensohnes, aber wir sollen wach sein, ihn zu empfangen.

Ich glaube, wir sollten nicht nur wachsam sein gegenüber physischen Gefahren, Krieg und Atomkrieg, sondern noch viel mehr auf die geistigen Gefahren unserer Tage, auf die heimlichen Verführungen.

Nehmen wir die aktuellen Bedrohungen: immer mehr Menschen werden physisch bedroht, angegriffen. Besonders Frauen. Kommt das vielleicht auch von deutschen Fernsehprogrammen, kommt das vielleicht auch von Hetze im Netz, in den sogenannten sozialen Medien? Seien wir als Christen wach. Mir scheint es besonders wichtig, die geistigen oder ungeistigen Bewegungen der Menschheit zu beobachten. Dazu reichen Schlagzeilen nicht, dazu muss man viel lesen und viel denken. Es gibt viele Anreize durch Menschen und Mächte, die eine fragwürdige Weltanschauung verkaufen oder einfach nur Geld verdienen wollen. Wer wach ist, beobachtet, mit welchen Motiven wir angeleitet werden, nach Dingen zu suchen, die uns schaden, die wir überhaupt nicht brauchen, die uns nicht glücklich machen. Christen sollen nicht Menschen sein, die hauptsächlich auf den Himmel warten, sondern die voller Verantwortung mitten in der Welt leben und sich selbst und vor allem auch ihre Angehörigen vor Schaden warnen, vor Schaden an Seele und Leib. Wir haben viele, gute Medizin für den Körper. Wir brauchen aber auch und wohl viel mehr Medizin für die Seele. Dafür ist der Advent eine gute Zeit. Es geht darum, dass wir einen Anker für unsere Seele suchen und finden.

Lehnen wir uns also ruhig zurück. Seien wir wach vor dem Adventskranz und beginnen nachzudenken über die Sintflut von Angeboten. Und schauen wir aus nach der sicheren Arche, in die wir steigen können. Ich sage in alter Tradition: Die Arche ist der Glaube. Verankert ist die Arche in Jesus Christus. Wenn wir uns in IHM verankern, wenn wir in IHM sind, sind wir stark. Dann kann uns nichts passieren.

 

Lesung aus dem Brief an die Römer, Kap. 13, 11 – 14a

Brüder und Schwestern, bedenkt die gegenwärtige Zeit. Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts! Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht! Legt als neues Gewand den Herrn Jesus Christus an.

Fürbitten

Herr Jesus Christus, Wir bitten dich um Frieden in der Welt. Schenke allen Menschen, die Macht und Einfluss haben den heiligen Geist, damit sie die Not der Millionen, die in Angst vor Krieg und Hunger leben, sehen und überwinden. Christus höre uns.

Herr Jesus Christus, wir beten für alle Menschen, die besonders von Gewalt bedroht sind, vor allem viele Frauen und junge Mädchen. Schütze sie vor Gewalt und Angriffen. Christus höre uns.

Herr Jesus Christus, wir bitten dich für alle Menschen, die auf der Flucht sind, die in der Ukraine unter großer Kälte leiden, die Angst haben. Christus höre uns.

Herr Jesus Christus, wir bitten dich für die Menschen, die in diesem Augenblick am Verzweifeln sind, die nicht wissen, wie ihr Leben weitergehen soll, die vielleicht mit Selbstmord ringen. Christus höre uns.

 

Keine Kommentare

top