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Nicht gekürzt. Unzensiert. Kostenlos.

Wir hören heute im Evangelium eines der bewegendsten Gleichnisse Jesu vom barmherzigen Vater und vom verlorenen Sohn. In der Lesung bekennt Paulus gegenüber seinem Schüler Timotheus: Christus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Von ihnen bin ich der erste.

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas, Kap. 15

In jener Zeit kamen alle Sünder und Zöllner zu Jesus, um ihn zu hören. Jesus erzählte ihnen ein Gleichnis: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er begann Not zu leiden. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner! Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein Fest zu feiern. Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte seinem Vater: Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir und nie habe ich dein Gebot übertreten; mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.

Predigt

Liebe Schwestern und Brüder,

Wie wäre es, wenn wir uns vorstellen: der verlorene Sohn, der voll Reue zum Vater zurückkehrt, ist ein Priester, der sexuellen Missbrauch an Minderjährigen getrieben hat? Wie wärs wenn wir uns vorstellen: Gott nimmt ihn in seine Arme und feiert mit ihm ein Fest?

Vielleicht denken wir gleich: Und was ist mit den Opfern des sexuellen Missbrauchs? Bleiben die links liegen? Ist für Gott der Heimkehrer wichtiger als die Missbrauchsopfer?

Wir müssen die Dinge auseinanderhalten. Aber das heutige Evangelium zeigt uns Gott doch so, dass er auch totale Versager in seine Arme aufnimmt – ohne Strafpredigt und ohne Bußfasten. 

Also als erstes gilt für uns alle: Liebevollste Zuwendung zum Opfer von sexuellem Missbrauch und Kampf gegen sexuellen Missbrauch. Und als zweites gilt: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe auf Missbrauchstäter den ersten Stein.

Gott wirft keinen Stein, sondern umarmt, wenn der Missbrauchstäter wirklich bereut und den Vorsatz fasst, das Böse nicht mehr zu tun und wirklich umkehrt.

Und damit sind wir auch beim synodalen Weg, der in diesen Stunden in Frankfurt wieder tagt. Er nahm seinen Ausgang vom sexuellen Missbrauch. Die Teilnehmer sind davon überzeugt, dass sexueller Missbrauch auch durch die kirchlichen Strukturen erleichtert wurde. Daher müssten die Strukturen geändert werden. Kirchenleitung dürfe keine reine Männersache sein, Pfarrer dürften nicht unter so großer Einsamkeit leiden, der Zölibat müsse hinterfragt werden, die Macht der Bischöfe müsse kontrolliert werden.

Ich möchte hier diese Fragen nicht diskutieren. Hier ist nicht der Ort dafür. Aber ich erlaube mir die Frage: Ist das Vergessen Gottes in der heutigen Gesellschaft vielleicht auch ein Grund dafür, dass diese und viele andere Sünden geschehen. Müssen wir uns nicht fragen, ob das Verschwinden einer transzendenten Autorität aus der Gesellschaft den Menschen geschadet hat. Müssten wir nicht alle immer wieder mehr und öffentlich von Gott sprechen? Sind Priester einsam auch weil sie nicht mehr getragen werden von den Getauften?

Es gibt ja die wissenschaftliche These von der Schweigespirale. Sie lautet: Wovon viele sprechen, davon wird dann immer mehr gesprochen. Wovon wenig gesprochen wird, davon wird immer weniger gesprochen. Freilich kommt es nicht nur auf Worte an, sondern auf Überzeugungen. Aber wenn die Überzeugung nie ins Wort kommt, dann verschwindet die Überzeugung aus der Gesellschaft.

Ob in den Parlamenten einmal ein Abgeordneter das Wort „Gott“ in den Mund nimmt? Im Bundestag und in den Landtagen. Wie viele oder wenige haben ihren Amtseid geleistet unter der Hinzufügung der Formel „So wahr mir Gott helfe“?

Nun bin ich weit abgekommen von der Barmherzigkeit Gottes gegenüber dem reuigen Priester, der sexuellen Missbrauch getrieben hat. Aber ich bin eben der Überzeugung, dass nicht nur Strukturänderungen in der Kirche nötig sind, sondern vor allem auch ein öffentliches Bekenntnis zu Gott. Wenn Gott nur unter den frommen Kirchgängern am Sonntag eine Rolle spielt und sonst in der Gesellschaft nicht genannt werden darf oder genannt wird, dann tritt Beliebigkeit ein. Daher treten dann aber auch die Steine werfenden Moralisten an die Stelle. Sie sehen die Sünden der anderen, vor allem der Priester. Jesus aber würde sagen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.

Wer ein Kind sexuell missbraucht, misshandelt Gott, schlägt Gott. Aber Gott gibt dem Sünder eine neue Chance. Daher das Fest für den Heimgekehrten und die Umarmung des reuigen Sünders. Es reicht nicht, sich pro Woche eine halbe Stunde mit Gott zu befassen. Mit dem Herrn der Geschichte und der Welt und des Menschen sollte man sich ein Leben lang und täglich befassen. Wer sich ihm ehrlich zuwendet, den nimmt er in seine Arme, ob er nun ein großer oder nur ein kleiner Sünder ist. Sünder sind wir alle. Gott wartet mit offenen Armen auf uns alle. Amen

 

P. Eberhard Gemmingen SJ

Im Einsatz für Glaube und Gerechtigkeit


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