Liebe Freunde und Bekannte
2. Adventsonntag 2025
Kehrt um, denen das Himmelreich ist nahe

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus, Kap. 3, 1-12
In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat: Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Sandalen auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand; und er wird seine Tenne reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
Predigt
Es ist schon eigenartig: Sowohl die Verkündigung Jesu wie die Johannes des Täufers beginnt mit dem Aufruf zur Umkehr. Wir verstehen das wohl im Allgemeinen als ein Aufruf an jeden Einzelnen, die eigenen Sünden zu bekennen, Buße zu tun und ein neues Leben zu versuchen. Mir ist aber gekommen, dass auch ganze Gesellschaften mitunter ganze Umkehrbewegungen brauchen und auch gemacht oder wenigstens versucht haben. Verzeihen Sie, wenn ich mit der Bewegung der Grünen beginnen. Es geht dabei jetzt nicht um Politik, sondern um ein gesellschaftliches Phänomen: Vor fast fünfzig Jahren haben Vordenker erkannt: Wenn die Menschheit mit der Industrialisierung und dem Reichwerden der Menschen so weitermacht wie bisher, überfordern wir die Ressourcen der Erde. Wir müssen umsteuern, sonst bricht alles zusammen. Vor allem Vordenker haben erkannt: Mit dem Wachstum kann es nicht so weitergehen. Carl-Friedrich von Weizsäcker schrieb das Buch mit dem Titel „Brauchen wir einen neuen Lebensstil?“.
Und nahezu hundert Jahre früher, als durch technische Entdeckungen wie die Dampfmaschine die Industrialisierung begann und Arbeiter zwölf oder vierzehn Stunden arbeiten mussten, haben die Sozialisten erkannt: Wir brauchen eine Kehrtwende, wir müssen umkehren. Wir brauchen soziale Gerechtigkeit. Und noch einmal fünfzig Jahre vorher, als die letzten Könige in Europa Kriege führten und Soldaten in den Tod schickten, haben Humanisten erkannt: Wir brauchen Demokratie. Nicht ein Einzelner entscheidet, sondern alle Bürger.
Das sind einige mehr oder wenig erfolgreiche und überschaubare Umkehrbewegungen ganzer Gesellschaften. Offenbar ist die Menschheit immer wieder auf dem falschen Weg und muss umkehren.
Und nun wage ich einen Schritt weiter: Seitdem wir erkannt haben, dass religiöser Glaube eine Sache jedes Einzelnen ist, sind Staat und Kirche, Staat und Gesellschaft getrennt, unterschieden. Seither darf bei Politikern die Berufung auf Gott für ihre Entscheidungen keine Rolle mehr spielen. Der Bundeskanzler kann nicht sagen: Ich entscheide dies so, weil es dem Willen Gottes entspricht.
Ich erlaube mir die Frage: Braucht nicht die ganze Gesellschaft heute eine Umkehr zu Gott? Haben wir nicht viel geistige Verwirrung, weil Gott keine Rolle mehr spielt oder spielen darf? Brauchen wir nicht eine gesellschaftliche Umkehr, in der Gott wieder eine öffentliche Rolle spielt? Geht die Gesellschaft nicht auf vielen falschen Wegen, weil nur Pragmatik gilt, nur das gilt, was die Mehrheit verlangt? Demokratie ist gut, aber wenn die einzelnen Demokraten von Gott nichts wissen oder wissen wollen? Braucht der Demokrat nicht Gott, um richtig entscheiden zu können?
Nun wird der Einwand kommen: Der einzelne Demokrat darf nicht gezwungen werden, an Gott zu glauben. Man muss es ihm überlassen. Ja, das stimmt! Aber der einzelne Demokrat muss wissen, was er verliert, wenn er sein Leben nicht an Gott orientiert. Der Glauben an Gott ist keine Pflicht, aber er ist ein Wert. Wer an Gott glaubt, sein Leben an Gott festmacht, ist ein weiserer Demokrat. Er ahnt die Stärken und Schwächen der Menschen. Er unterfordert sie nicht, indem er nichts mehr von ihnen erwartet. Und er überfordert sie auch nicht. Heißt also der Ruf zur Umkehr nicht im Jahr 2025: Lassen wir Gott auch im gesellschaftlichen Leben wieder eine Rolle spielen. Kehren wir um zu Gott. Lassen wir ihn nicht nur eine Stütze für den Einzelnen sein, sondern eine Stütze für die ganze Gesellschaft. Wenn ich manche politische Demonstration sehe, denke ich: Es fehlt den Demonstranten die Orientierung. Sie demonstrieren nur, weil sie unzufrieden sind. Aber eigentlich wissen sie nicht, wo sie hinwollen. Sie haben keine Maßstäbe. Sie sind nur dagegen, weil das ihre Freunde auch sind.
Der Ruf zur Umkehr von Johannes dem Täufer scheint mir heute zu lauten: Gott muss in der Gesellschaft wieder eine Rolle spielen. Wenn eine Gesellschaft ohne Gott gedacht und konzipiert wird, fehlt ihr die Orientierung. Der Mensch ist auf Gott hin geschaffen und wenn Gott in seinem Leben keine Rolle spielt, ist er ein Spielball der Dämonen. Auch heute sind Dämonen am Werk. Bitten wir Gott, dass er uns hilft, die Dämonen zu vertreiben. Amen.
Lesung aus dem Brief des Paulus an die Römer, Kap. 15, 4-9
Denn alles, was einst geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch Geduld und durch den Trost der Schriften Hoffnung haben. Der Gott der Geduld und des Trostes aber schenke euch, eines Sinnes untereinander zu sein, Christus Jesus gemäß, damit ihr Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, einmütig und mit einem Munde preist. Darum nehmt einander an, wie auch Christus euch angenommen hat, zur Ehre Gottes! Denn, das sage ich, Christus ist um der Wahrhaftigkeit Gottes willen Diener der Beschnittenen geworden, um die Verheißungen an die Väter zu bestätigen; die Heiden aber sollen Gott rühmen um seines Erbarmens willen, wie geschrieben steht: Darum will ich dich bekennen unter den Heiden und deinem Namen lobsingen.
Fürbitten
Herr Jesus Christus, schenke den politisch Verantwortlichen in aller Welt deinen heiligen Geist, damit sie erkennen: Auch ich muss einmal vor meinem Schöpfer Rechenschaft ablegen. Christus höre uns
Herr Jesus Christus, wir bitten dich um auch den Heiligen Geist für die Vordenker auf dem Erdkreis. Schenke ihnen den Mut auch Dinge zu sagen, die in der breiten Öffentlichkeit nicht gut ankommen. Christus höre uns
Herr Jesus Christus, wir bitten dich für die Menschen, die berufen sind, Jesus Christus zu verkündigen. Gib ihnen die Kraft, wie Johannes der Täufer aufzutreten. Christus höre uns.
Herr Jesus Christus, wir bitten dich für alle Eltern. Schenke ihnen den Geist, ihre Kinder in der richtigen Weise auf Weihnachten vorzubereiten. Christus höre uns.
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