Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir verlangen
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas, Kap. 12, 13-21
Einer aus der Volksmenge bat Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen! Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler bei euch eingesetzt? Dann sagte er zu den Leuten: Gebt acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier! Denn das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt. Und er erzählte ihnen folgendes Gleichnis: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er bei sich selbst: Was soll ich tun? Ich habe keinen Platz, wo ich meine Ernte unterbringen könnte. Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann werde ich zu meiner Seele sagen: Seele, nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freue dich! Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast? So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist.
Predigt
Bald wird das Buch von Erich Fromm „Haben oder Sein“ seinen 50. Geburstag feiern. Im Jahr 1976 versuchte der Sozialpsychologe Erich Fromm die Menschheit darauf hinzuweisen, dass ein grundlegendes Umdenken nötig ist, wenn die Menschheit nicht in ihr Unglück rasen soll. Er griff genau das auf, auf das Jesus die Menschheit schon vor 2000 Jahren hingewiesen hatte. Wenn es dem Menschen nur um das Haben von Gütern oder von Wissen geht, wird er im tiefsten Inneren unglücklich und zerstört die Welt.
Die Umweltschützer in aller Welt sind die Kinder und Enkel von Erich Fromm. Aber wenn wir jetzt nicht nur Gesellschaftskritik üben wollen, dann sollten wir uns hier fragen: Wie werden wir bei Gott reich. Was meint Jesus, wenn er sagt, wir sollen uns Schätze bei Gott sammeln? Wie können wir uns das vorstellen?
Unsere Vorfahren haben es sich vielleicht etwas zu einfach vorgestellt: Sie haben versucht, gute Werke zu tun und hofften, sich dadurch Verdienste im Himmel schaffen zu können. Es war eine Art Bankwesen. Sparen, das Ersparte anlegen, gutschreiben, und nach dem Tod einsammeln. Vermutlich finden wir das heute ein wenig zu einfach und auch schlicht dumm.
Wir müssen Jesu Wort hin- und herwenden: Bei Gott reich werden. Wie können wir nicht nur im Himmel, sondern eben wirklich „bei Gott“ reich werden? Vielleicht müssen wir zunächst ein wenig wie Kinder werden. Wir sollen ihn wie Kinder als einen gütigen Vater anschauen. Er hat die Welt mit all ihrer Schönheit geschaffen: blühende Wiesen und Wälder, das Meer und die Sterne, den Sonnenaufgang und den Sonnenuntergang. Er hat auch Mütter und Väter geschaffen, die liebevoll ihre kleinen Kinder in die Arme nehmen. Er hat auch Weise geschaffen und Menschen, die ihre Leben für andere hingeben. Gott hat unendlich viel Wundervolles geschaffen. Der heilige Franz von Assisi hat es in dem Hymnus Laudato si verewigt, und Papst Franziskus hat das Lied ausgegraben. Wenn wir bei Gott reich werden wollen, dann müssen wir vielleicht wie Gott Schönheit schaffende und schenkende Menschen werden, Menschen, die Schönheit und Liebe verströmen. Wenn wir bei Gott reich werden wollen, ist es gut, im weltlichen Bereich ganz bescheiden, ganz arm werden zu wollen. Wenn wir bei Gott reich werden wollen, dann sollten wir schenkende Menschen sein, Menschen, die eher froh sind, wenn sie etwas verschenken, als wenn sie etwas erhalten. Der Grundansatz von vielen Umweltschützern ist richtig, aber er ist vielleicht zu kurz. Denn Angst vor der Zerstörung der Umwelt ist zwar ein Motiv, aber es kommt eben aus Angst. Der Blick auf den Vater als Schöpfer kann eher motivieren, ebenso schön und gut zu werden wie der liebende Vater. Vielleicht hilft das Gebet: Vater hilf mir, so gut und großherzig und lieb zu werden wie Du bist. Wir sollen reich werden bei Gott indem wir schenkende Menschen werden.
Und nun mache ich einen Sprung: Könnten wir uns unsere Welt vorstellen ohne Reklameplakate? Wäre es nicht schöner, vor den Hauswänden ständen Bäume oder Blumen statt bunter aufreizender Reklame? Aber brauchen wir nicht den Konsum, um Arbeitsplätze zu erhalten? Brauchen wir nicht die reizende Reklame, um Lebensunterhalt von arbeitenden Menschen zu erhalten? Ja – wir brauchen ihn. Dennoch: unsere Welt geht durch übertriebenen Konsum zugrunde, vor allem die Sommerstrände, die Weltmeere, die Wälder. Vielleicht treiben wir auch nur Überkonsum, weil uns Familie fehlt und weil uns Gott fehlt. Vielleicht bräuchten wir weniger Konsumgüter, wenn wir uns manchmal in eine Kirche oder an einen Waldrand setzen würden, um nach Gott, dem Vater zu fragen. Wir suchen ja gottlob inneres Glück und inneren Frieden. Aber die finden wir sicher eher im Schweigen vor Gott, dem Vater als im Konsum. Vor nahezu fünfzig Jahren schrieb einer unserer Vordenker, Carl-Friedrich von Weitzsäcker das Buch „Brauchen wir einen neuen Lebensstil?“ Ja den brauchen wir. Es ist der Lebensstil mit und vor Gott, dem Schöpfer einer wunderbaren und geheimnisvollen Welt. Amen
Lesung aus dem Buch Kohelet, Kap 1,2, Kap 2, 21-23 Denn es kommt vor, dass ein Mensch, dessen Besitz durch Wissen, Können und Erfolg erworben wurde, ihn einem andern, der sich nicht dafür angestrengt hat, als dessen Anteil überlassen muss. Auch das ist Windhauch und etwas Schlimmes, das häufig vorkommt. Was erhält der Mensch dann durch seinen ganzen Besitz und durch das Gespinst seines Geistes, für die er sich unter der Sonne anstrengt? Alle Tage besteht sein Geschäft nur aus Sorge und Ärger und selbst in der Nacht kommt sein Geist nicht zur Ruhe. Auch das ist Windhauch. Fürbitten Herr Jesus Christus, wir bitten dich heute vor allem für die vielen Menschen, die im Gazastreifen Hunger leiden. Schenke den Verantwortlichen Einsicht und Erbarmen, um das Leben dieser Hundertausenden zu retten. Christus höre uns. Herr Jesus Christus, wir bitten dich für alle Menschen, die rund um den Globus schwer krank sind. Stehe ihnen bei in ihrem Leiden und schicke ihnen Besuche, die sie ein wenig trösten. Christus höre uns. Herr Jesus Christus, wir bitten dich für alle Familien und Ehepaare, die in Krise sind. Gib ihnen Deinen heiligen Geist, damit sie wieder zusammenfinden. Christus höre uns. Herr Jesus Christus, wir bitten dich für alle die in christlichen Gemeinden und in Pfarreien Verantwortung tragen. Schenke ihnen Deinen heiligen Geist. Christus höre uns. |
Eberhard von Gemmingen |
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